Welche Erwartungen haben Flüchtlinge?

Potsdam, 9. Juli 2016
Beim Literaturfestival Potsdam Brandenburg trafen sich Julia Franck, Uwe-Karsten Heye und Najem Wali DER HEIMAT SO FERN zu einem Gespräch über DREI GESCHICHTEN VON FLUCHT UND NEUANFANG.

© Dirk Bleicker
© Dirk Bleicker

In Graz sprach Najem Wali mit der Österreichischen Wochenzeitung Der Falter über die Erwartung von Flüchtlingen, die Ursachen des Dschihadismus und ihren Kindern ausgelieferte Eltern. Das Gespräch führte Gerlinde Pölsler, der Artikel erschien am 8. Juni 2016. Den ganzen Artikel finden Sie HIER

Literaturwerkstatt im Irak

Die schreibenden Frauen von Basra

Im Erzählen liegt die Rettung vor der Alltagskatastrophe: In einer Schreibwerkstatt im Irak verwandeln 25 Frauen verschiedener Herkunft das Unterdrückte in Geschichten.
Von NAJEM WALI

Die schreibenden Frauen von Basra
Die schreibenden Frauen von Basra, Juni 2016

Ein Prosaworkshop? Für Frauen in Basra? Meine letzte Reise in die irakische Hafenstadt lag schon zwei Jahre zurück, und ich erwartete nicht, dass sie sich positiv entwickelt hätte. Im Gegenteil, die Nachrichten von dort verhießen nichts Gutes, sei es, was die Zerstörung der Infrastruktur in den letzten Jahren anbetraf, sei es in Bezug auf den Niedergang staatlicher Autorität, das Nichtfunktionieren der Verwaltung oder die allgegenwärtige Korruption – die traditionelle Macht der Clans und den ausufernden Waffenbesitz nicht zu vergessen. Hinzu kommen die Ehrenmorde, denen jedes Jahr Dutzende von Frauen zum Opfer fallen. Unter derartigen Umständen also wollten beherzte deutsche Suffragetten dort eine Prosawerkstatt organisieren. Unter der Leitung eines Mannes. Ich nahm die Herausforderung an.
Den ganzen Artikel, erschienen in der FAZ, können Sie hier lesen: FAZ, Die schreibenden Frauen von Basra

Molenbeek als Chance

Kürzlich reiste Najem Wali nach Brüssel, um im «Problemquartier» Molenbeek zwei Lesungen zu geben. Für ihn haben Brüssel und Bagdad mehr als nur den Anfangsbuchstaben B gemeinsam. 

von Najem Wali
Neue Zürcher Zeitung, 2. Juni 2016

Schon auf dem Flug wurde klar, dass dies keine Reise war wie alle anderen. Die Zahl der leeren Plätze und die angespannten Gesichter der Passagiere liessen ahnen, dass man sich nicht mehr so einfach in ein Flugzeug nach Brüssel setzt. Und ich als Iraker denke bei einer solchen Gelegenheit unweigerlich an Bagdad. Es ist noch nicht lange her, dass die beiden Städte nur einen einzigen Buchstaben gemeinsam hatten. B. Wie Brüssel. Wie Bagdad. Das ist immer noch so. Aber der Buchstabe hat jetzt noch eine weitere Bedeutung: Bombe.P1050087

Nichts ist, wie es war
Kommt man in Brüssel an, ist nichts mehr wie zuvor. Statt in der grossen Flugzeughalle müssen die Passagiere vor einem Eingang bei den Parkplätzen warten, und von dort haben sie eine lange Strecke bis zur Haltestelle des Zuges zurückzulegen. Im Flughafen wie auch bei den Eingängen der Bahnstation und des Brüsseler Bahnhofs sind Soldaten mit Maschinengewehren postiert. In den Strassen zirkulieren Militärfahrzeuge in grosser Zahl, die Brüssel den Anstrich einer Stadt im Kriegszustand geben – besonders wenn man realisiert, wo diese Fahrzeuge früher im Einsatz waren. Es sind Jeeps der Kfor-Schutztruppen, die nach dem Kosovokrieg für Sicherheit im Konfliktgebiet sorgen sollten; die Lettern auf den Türen der Fahrzeuge sind noch immer kenntlich und scheinen jedem Versuch, sie zu entfernen, erfolgreich widerstanden zu haben.

Idomeni: Begegnungen an der griechisch-mazedonischen Grenze

Die Frau, die mich schätzen lässt, wie alt sie ist. Der 23-Jährige, der den Belgiern beweisen will, dass sich nicht hinter jedem langen Bart ein Terrorist versteckt. Der Alte, der mit einem „weisen Politiker“ über den Waffenhandel sprechen möchte. 

von Najem Wali, Mai 2016

Die Kleinstadt Polikastro, in der Präfektur Kilkis, Zentralmakedonien, im Norden Griechenlands gelegen, hatte bis vor Kurzem noch um ihren Platz auf der Landkarte zu kämpfen, da sie das Los aller Provinzstädte teilte: Die jungen Leute zogen weg, denn es fehlte an Jobangeboten. Inzwischen jedoch sieht die Situation ganz anders aus, da das Städtchen zu einer wichtigen Transitstation mutiert ist. Bis auf den Militärfriedhof für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen britischen Soldaten, der, wie alle anderen Militärfriedhöfe des Vereinigten Königreichs auf der ganzen Welt auch, an einen prachtvollen englischen Garten erinnert, hatte das Städtchen nichts, was es zu einer Attraktion für Besucher hätte machen können. Dies zumindest war der Stand der Dinge, bis die Republik Mazedonien seine Grenze zu Griechenland für Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Nordeuropa abriegelte.

Der Grenzübergang Idomeni zwischen Griechenland und Mazedonien ist ein Dorf mit knapp 300 Einwohnern, von denen die meisten in der Landwirtschaft arbeiten. Zur Zeit meiner Ankunft bestand von dort keine direkte Verbindung mehr zu den übrigenStädten Griechenlands, da der Zugverkehr, der Idomeni anbindet, eingestellt war, nachdem die Flüchtlinge ihre Zelte auf den Schienen errichtet hatten. Wer also etwas mit dem Flüchtlingslager in Idomeni zu tun hatte, von Berufs wegen oder als Besucher, musste sich eine andere Unterkunft suchen, und was wäre dafür eher in Frage gekommen als das Städtchen Polikastro, das nur zwölf Kilometer von Idomeni entfernt liegt?

Lecture-Performance „Hausbesuch“: Ein Bericht

Das Goethe-Institut Belgien lud Najem Wali am 11. und 12. Mai 2016 zur Lecture-Performance „Hausbesuch“ nach Brüssel ein. Die beiden Abende hätten unterschiedlicher nicht sein können. Najem Wali las aus seinem Roman Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt, diskutierte mit den anwesenden Gästen und tauschte sich mit ihnen aus.

Die erste Lesung fand in urgemütlicher Wohnzimmeratmosphäre mit anschließendem interessantem Austausch über IS-Terror und dessen Ursprung statt. Die zweite Lesung geschah vorwiegend mit irakischen und syrischen Flüchtlingen auf Arabisch. Ergreifende Momente, Musik, Gesang und der Austausch von Erfahrungen prägten diesen Abend.

Markus Bickel, freiberuflicher Journalist, war an beiden Abenden anwesend und schrieb danach einen Artikel Bagdad in Brüssel für die Berliner Zeitung, den Sie hier lesen können.

Lecture-Performance „Hausbesuch“: Najem Wali

EIN KÜNSTLER IN IHREM WOHNZIMMER

Auf Einladung des Goethe-Instituts kommen 2016 verschiedene Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland nach Belgien. Sie werden in Privatwohnungen eingeladen, wo sie für zwei Abende Carte Blanche bekommen und ganz nach Belieben tanzen, kochen, lesen, musizieren oder philosophieren können. Vielleicht nächstes Mal auch in Ihrem Wohnzimmer?

Für die Hausbesuche am 11. und 12. Mai können Sie den Schriftsteller Najem Wali zu sich nach Hause einladen. Gemeinsam mit ihm und Ihren Gästen können Sie über seine Werke und über seine Erfahrungen als Migrant reden. Auch die heutige Flüchtlingskrise wird sicherlich ein zentrales Thema des Abends werden. Najem Wali floh 1980 nach Ausbruch des iranisch-irakischen Kriegs vor Saddam Husseins Diktatur und emigrierte nach Norddeutschland. Sein Hintergrund als Migrant war in vielen seiner journalistischen Beiträge in arabischen und deutschen Zeitungen ein Thema. Auch in seinen Büchern tauchen häufig die Motive der Migration und Grenzen auf. In Reise in das Herz des Feindes untersucht Najem Wali Israel, basierend auf Sartres existentiellem Grundprinzip: „Lerne das Fremde erst kennen, bevor du dir eine Meinung darüber bildest“. Wali steht den arabischen Obrigkeiten sehr kritisch gegenüber und entlarvt Vorurteile gegenüber Israel. Sein Roman ist ein Aufruf für Frieden und Zusammenarbeit und für das Abschaffen von Grenzen.

Im Kopf des Terrors

Nach Paris. Nach Brüssel. Mit Herostratos im Kopf, mit Sartre in der Tasche: Versuch einer Reise zum Jihad, seinen Gesichtern und Motiven.


Die Presse

Am 18. November 2015, fünf Tage nach den Anschlägen von Paris, einer Serie koordinierter Terrorangriffe mit gezieltem, wahllosem Feuer aus automatischen Waffen, Selbstmordexplosionen und Geiselnahmen im 10. und 11. Arrondissement, im Theater Bataclan und in der Rue Bichat, der Rue de la Fontaine au Roi und der Rue de Charonne, und gleich nach der Verlautbarung der französischen Behörden, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge, ein Belgier mit marokkanischen Wurzeln, sei bei den Polizeirazzien im Pariser Vorort Saint-Denis getötet worden,fühlte ich mich stark an Herostrat erinnert. Doch in erster Linie nicht an den altgriechischen Brandstifter Herostratos, der im vierten Jahrhundert vor Christi lebte und durch die Zerstörung des Artemis-Tempels von Ephesus, eines der sieben Weltwunder der Antike, zu unsterblicher Berühmtheit gelangen wollte, sondern ich musste an jene Erzählung gleichnamigen Titels des Existenzphilosophen Jean-Paul Sartre denken, eine der fünf in dem Band „Le Mur“ (Paris 1939) versammelten Novellen.

Die Erzählung, die erstmals 1950 in deutscherÜbersetzung erschien und die ich ursprünglich Anfang der Siebzigerjahre auf Arabisch gelesen hatte (übersetzt von Hashim al-Husseini), handelt von Paul Hilbert, einem kleinen Angestellten, ledig, der in einer Handelsfirma arbeitet und allein in einer Pariser Wohnung im sechsten Stock eines allem Anschein nach neu errichteten Wohnhauses lebt. Wobei die Höhe hier von Bedeutung ist, denn die Erzählung setzt auf dem Balkon der Wohnung ein. „Die Menschen muss man von oben sehen“, mit diesem Satz beginnt der Held der Erzählung seine Geschichte, um uns darüber ins Bild zu setzen, wie diese Höhe, in der er sich befindet, ihn in den Stand versetzt, Menschen und Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, was ihn ein Gefühl der Überlegenheit empfinden lässt.

ZWISCHENTÖNE im Deutschlandfunk

Najem Wali im Gespräch mit Joachim Scholl

Spitz 24 Oktober 2015 Igor Bratoz 3

Er war 24, als sein Land 1980 einen absurden Krieg gegen Iran vom Zaum brach: Der junge Iraker Najem Wali wollte kein Kanonenfutter sein, fälschte seinen Pass und desertierte nach Deutschland.

Nach einem Studium der Germanistik in Hamburg begann Najem Wali seinen Weg als Schriftsteller und Journalist. In Romanen, Erzählungen und Reportagen hat Najem Wali immer wieder die Konflikte in und mit der arabischen Welt reflektiert, zuletzt in seinem preisgekrönten Roman „Bagdad.Marlboro“.

Von seinem Leben als irakischer UND deutscher Schriftsteller erzählt Najem Wali in den „Zwischentönen“.

„Mir war klar, dass ich null bin und bei null anfangen muss“

Viele Flüchtlinge kommen mit zu hohen Erwartungen nach Deutschland, sagt Exilschriftsteller Najem Wali. Doch auch die Deutschen müssten sich um ein Miteinander bemühen.

von Markus Bickel
ZEITonline, 23. Februar 2016

Integration ist wie Kindererziehung: ein Haufen Mühe, unendlich Geduld und keine schnellen Erfolge. Das sagt Najem Wali, der aus eigener Erfahrung weiß, wie mangelnde Sprachkenntnisse und Ausschluss vom Arbeitsmarkt Neuankömmlinge rasch zu Außenseitern abstempeln können.

Mehr als ein halbes Leben ist es her, dass der irakische Exilschriftsteller dem Krieg entkam – damals dem seines Geburtslandes gegen den Iran. 24 Jahre jung war Wali, als er im November 1980 in Deutschland eintraf, getürmt über die Grenze zur Türkei, so wie Hunderttausende heute.

Dreieinhalb Jahrzehnte später schaut er sich deshalb jedes Mal selbst ins Gesicht, wenn er in den Straßen Berlins auf junge Männer trifft, die vor den Kämpfen im Irak und Syrien geflohen sind.

Deutscher Buchpreis 2016

Die Jury steht fest

Diese sieben Literaturexperten entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2016 erhält: Die Akademie Deutscher Buchpreis hat Thomas Andre (Hamburger Abendblatt), Lena Bopp (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Berthold Franke (Goethe-Institut Prag), Susanne Jäggi (Librium Bücher, Baden), Christoph Schröder (freier Kritiker, Frankfurt am Main), Sabine Vogel (Berliner Zeitung) und Najem Wali (Autor und Kritiker, Berlin) in die diesjährige Jury berufen.

Cuba LibrO

El Marinero reiste nach Cuba. Er entdeckte Revolutionstourismus, tief grüne, gepflegte Landschaften, 26 Sorten Eis – „echtes und künstliches“ – und hitzebeständige F1 Rinder. Als Sahnehäubchen gab es Miami-Kubaner, Salsa und jede Menge Fragen.

Cuba libre
Freie Wahlen? Quizás, quizás, quizás...
Una familia feliz
Ubre Blanca ruhe in Frieden!
I scream, you scream.
We all scream for ice cream.
Sancti Spiritus
Ganz unheilig: Skalven schufteten hier auf Zuckerrohrplantagen.
Pinar del Rio
Rum o muerte!
Me, Lennon & Him
Nicht ohne einen Hemingway!
Hotel Ambos Mundos
"Niemand stirbt wirklich"
26. Juli 1953
Cuartel Moncada
Museo de la Revolución
Chevrolé
Und nun, Che?
Hasta la sierra siempre!
Transport kreativ
Manzanas
Gäste aus Übersee
Pueblo unido
Im Warten vereint
Fuego für alle

Bagdad – die verlorene Stadt

Muslime beim Freitagsgebet in der Imam Mousa al-Kadhom Moschee in Bagdad (dpa / picture alliance / Ali Abbas)
Muslime beim Freitagsgebet in der Imam Mousa al-Kadhom Moschee in Bagdad (dpa / picture alliance / Ali Abbas)

Deutschlandradio Kultur
Marie Sagenschneider über „Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“
von Najem Wali (Carl Hanser Verlag 2015)
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Bagdad blickt auf eine lange Geschichte zurück. Einst war die Stadt im heutigen Irak der kulturelle Nabel der Welt. Davon erzählt das neue Buch des Schriftstellers Najem Wali – und von persönlichen Erinnerungen.
Najem Wali erzählt die Geschichte einer verlorenen Stadt: Bagdad, dessen große Blütezeit um 800 lag, als Harun-al-Raschid sie zum kulturellen Nabel der Welt machte. Wali verknüpft die Geschichte Bagdads mit seinen persönlichen Erinnerungen, führt uns durch Straßen und durch historische Ereignisse, und obwohl man weiß, dass es dieses Bagdad nicht mehr gibt, möchte am liebsten sofort seine Koffer packen und dorthin hinreisen.

Im Osten nichts Neues

Kulturdebatte im SPIEGEL

Der syrische Dichter Adonis soll den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück bekommen. Was für ein Irrtum.
Von Najem Wali

Eigentlich sollte der Dichter Adonis am kommenden Freitag den Erich- Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück verliehen bekommen. Die Entscheidung hatte eine Debatte ausgelöst, die sich lange ausschließlich um die Frage drehte, ob der Dichter nun ob seiner uneindeutigen Haltung gegenüber dem Diktator Baschar al-Assad den Preis verdient habe oder nicht. Die Fragen, was Adonis mit Remarque verbindet und ob es wirklich Gemeinsamkeiten gibt in den Schriften und Taten der beiden, spielten keine Rolle. Und auch nicht, was der Dichter sonst so schreibt und denkt und sagt. Dabei geht es um mehr als nur um seine Haltung gegenüber einem Diktator.

„Deutschland muss sich viel mehr einsetzen“

Die DW traf Najem Wali beim Literaturfest München, wo er darüber sprach, wie Europa auf die Gefahr durch den ‚Islamischen Staat‘ reagieren soll.

DW: Der sogenannte ‚Islamische Staat‘ trägt Demagogie, Chaos und Mord inzwischen auch nach Europa. Wo hat der europäische Dschihadismus seine Wurzeln?
Najem Wali: Der ‚Islamische Staat‘ entstand anfänglich mit Finanzierung durch Saudi-Arabien und Katar, er hat seinen Kampf mit westlichen Waffen begonnen. Inzwischen ist er ein Staat mit eigenen Einkommensquellen, der in den von ihm beherrschten Gebieten Steuern erhebt. Die Dschihadisten verfügen über Bodenschätze, sie schmuggeln Öl über die Türkei nach Europa. Daneben haben sie immer noch einige Sponsoren in den Golfstaaten. Man schätzt, dass 28 Prozent des IS-Geldes von dort kommen.

Wenn wir von den Akteuren sprechen: Das sind Kids aus Europa, Desperados, die von außen instrumentalisiert und finanziert werden. Der Dschihadismus in Europa wird getragen von Jungs, die hier geboren sind, die sich marginalisiert und nicht anerkannt fühlen. Sie werden instrumentalisiert und ausgenutzt von einer Fanatikerideologie, die aus Saudi-Arabien kommt. Auch hier in Deutschland sollten wir uns zum Beispiel fragen, was aus den Kids geworden ist, die in den 90er Jahren in der saudischen Schule in Bonn ausgebildet wurden.

Saudi-Arabien bekämpft den Islamischen Staat inzwischen …
Jetzt. Und Saudi Arabien sagt auch, wer angeblich jetzt moderat sei: zum Beispiel die Al-Nusra-Front. Aber die Kämpfer der Al-Nusra-Front sind genau solche Mörder wie die des IS, die Front ist ein Ableger von Al-Qaida. Jetzt sagt man schon, Al-Qaida sei im Vergleich zum IS auch moderat. Das ist alles Schwachsinn. Ich persönlich möchte mir nicht von Saudi-Arabien diktieren lassen, wer gemäßigt und wer fanatisch ist. Fanatisch ist die Ideologie des Wahabismus. Das Phänomen des europäischen Dschihadismus ist deshalb so gefährlich geworden, weil die Politik so lange inaktiv war. Die Gefahr des Radikalismus wurde außer Acht gelassen und verharmlost, so lange der Terror außerhalb der Grenzen Europas stattgefunden hat.

Najem Wali bei ARD-alpha

In seinem jüngsten Roman „Bagdad: Erinnerungen an eine Weltstadt“ (2015) lässt Najem Wali noch einmal „sein Bagdad“ Revue passieren.
„Ich erzähle ein Schicksal, ich erzähle die Geschichte eines Menschen und wie er gelebt hat. Ich beschreibe das, was mich dabei interessiert. Welche Schlüsse dann daraus gezogen werden, überlasse ich dem Leser. Wenn man Geschichten erzählt, die von Flucht, Gefängnis oder Krieg handeln, dann kommt im Hintergrund natürlich immer die Politik mit in die Geschichte hinein. Man kann nicht so tun, als wäre sie nicht da, denn wenn es z. B. einen Krieg gibt, dann muss es einen politischen Grund dafür geben; wenn es eine Massenflucht gibt, dann muss es dafür im Hintergrund auch politische Gründe geben.“

Diwan – Das Büchermagazin

Von der Münchner Bücherschau – 21.11.2015
„Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“: Najem Wali über Bagdads Moderne und die Zerstörung/ „Der Automobilclub von Kairo“: Bestseller-Autor Alaa al-Aswami über das Kairo der 40er Jahre und die Revolution/ „Die Poetry Slam Fibel“: Slam-Pionier Bas Böttcher und Beatboxer Dalibor Markovic? über 20 Jahre Poetry Slam und aktuelle Texte/ Hörbuch der Woche: F.Scott und Zelda Fitzgerald auf der „Straße der Pfirsiche“/ Das literarische Rätsel-Taxi/ Moderation: Cornelia Zetzsche Beitrag anhören

„Dank dem Erzählen leben wir“

Najem Wali plädiert für die Macht der Literatur

Kann Literatur die Welt besser machen, kann eine schöne Erzählung ein Leben retten? Nein, meinen Skeptiker. Der irakische Schriftsteller Najem Wali versucht den Gegenbeweis.
Neue Zürcher Zeitung, 25. November 2015

Mein Vater pflegte mit Stolz zu erzählen, dass der erste Film, den er in seinem Leben sah, die Adaption von Erich Maria Remarques Roman «Im Westen nichts Neues» war. Er war damals noch ein Knabe, doch der Kinobesuch hat in seinem Leben eine bleibende Spur hinterlassen. Jahre später, als er ins wehrpflichtige Alter kam, hatte er die Wahl, entweder den Militärdienst zu absolvieren oder sich mit einer fixen Summe freizukaufen; obwohl seine Familie einen Kredit aufnehmen musste, um den Wehrpflichtersatz zu bezahlen, wählte er diese Option. Er habe ganz einfach keine Uniform tragen wollen, erzählte er mir später, und zunächst habe er nicht einmal realisiert, dass er mit diesem Entscheid den Einsichten Paul Bäumers, des Protagonisten von «Im Westen nichts Neues», gefolgt sei.

Macht und Ohnmacht
Ich glaube, mein Vater war nicht der Einzige, dem Remarque das Grauen vor dem Krieg und den Hass auf die Uniform eingeimpft hat; weltweit mögen Tausende die Botschaft von Buch oder Film vernommen und verstanden haben. Was nun, wenn die ganze Welt «Im Westen nichts Neues» lesen und beschliessen würde, den Kriegsdienst zu verweigern? Hätte dann nicht das Erzählen die Welt gerettet?

„Wir haben einen langen Kampf vor uns“

Die DW traf Najem Wali beim Literaturfest München, wo er über die Verantwortung Intellektueller in Terrorzeiten und seine Liebe zu Bagdad sprach.

DW: Waren die Pariser Anschläge ein Angriff auf unsere europäischen, auf westliche Werte?
Najem Wali: Nein, das waren Terrorakte gegen die Menschheit, gegen allgemein menschliche Werte.

Wie können gemäßigte Kräfte im arabischen Raum mit Zukunftsvorstellungen, die nichts mit Kämpfen zu tun haben, gestärkt werden?
Das ist Aufgabe der Intellektuellen in der arabischen Region. Wir haben eine aufklärerische Aufgabe. Und diese aufklärerische Aufgabe müssen wir leisten. Es ist allerdings schwierig, in den Medien der arabischen Welt etwas zu veröffentlichen, denn diese Medien sind von den Petro-Dollar kontrolliert. Ich kann bis auf vielleicht ein, zwei Ausnahmen in keiner arabischen Zeitung Saudi-Arabien oder Katar kritisieren. Alle Fernsehkanäle und alle Zeitungen sind in den Händen dieser beiden Ländern. Aber ich gebe nicht auf – ich publiziere im Internet, und es wird gelesen, viele junge Leute teilen das Interesse an einer Entwicklung. Wir haben einen langen Kampf vor uns.

Was ist von den Zielen, für die die jungen Generation vor vier Jahren auf die Straße ging, noch übrig geblieben? 

Krieg und Revolution? Nein danke!

Die einen beschäftigen sich mit den politischen Konflikten der Vergangenheit, die anderen wollen davon nichts mehr hören: Wie sich das Selbstbild der Schriftsteller in Guatemala, El Salvador und Nicaragua wandelt

von Najem Wali
erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Samstag, 14. November 2015

In seiner Rede anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises 1982 sprach Gabriel García Márquez über „die Einsamkeit Lateinamerikas“. Gut dreißig Jahre zuvor hatte ein anderer Nobelpreisträger, der Mexikaner Octavio Paz, über das „Labyrinth der (mexikanischen) Einsamkeit“ geschrieben.

„Einsamkeit“ scheint das Lieblingswort lateinamerikanischer Literaten zu sein. Und das trifft auch auf die Stimmung in den Ländern Zentralamerikas zu – mit Ausnahme von Costa Rica vielleicht, weil dieses Land für sich selbst den Mythos erschaffen hat, die „Schweiz Lateinamerikas“ zu sein. Seine Bewohner sollen einer jüngst veröffentlichten Statistik zufolge das glücklichste Volk der Welt sein, und es ist das einzige Land der Region, das weder Militärdiktaturen noch Bürgerkriege erleiden musste, ja nicht einmal eine eigene Armee hat. „In Zentralamerika stößt man doch täglich noch auf einen wahren Schatz an Geschichten!“, wie mir ein Schriftsteller aus Uruguay versicherte, der die Buchmesse in San José besucht hat. Seine Aussage entspricht der Wahrheit. In Ländern wie Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua zu leben ist eine Herausforderung. Nicht zuletzt darum ist die Literatur dieser Länder von Politik und der Auseinandersetzung mit der staatlichen Obrigkeit geprägt.

Bis zum Ende der achtziger Jahre, bis zum Ende des Kalten Krieges, mussten Schriftsteller aus diesen Ländern regelmäßig ins Exil gehen, wenn sie frei schreiben wollten. Heute, nachdem der Stern der Militärdiktatur gesunken ist und die Machthaber regelmäßig und friedlich durch Parlamentswahlen ausgetauscht werden, gibt es – zumindest formell – keine Zensur mehr. Jeder kann sich frei äußern. Dafür müssen die Autoren nun ihre Rolle neu suchen in Gesellschaften, die zwar Bürgerkriege überwunden haben, in denen jedoch viele alte Konflikte weiterschwelen. Heute finden sich Schriftsteller vielfach aufgerieben zwischen dem Hammer einer staatlichen Obrigkeit, die sich als demokratisch bezeichnet, aber die Kultur marginalisiert, und dem Amboss der schwierigen Sicherheitslage mit weitverbreiteter Kriminalität und Bandenwesen.

Lesen Sie den ganzen Artikel FAZ, 14. November 2015

Remarque-Friedenspreis

In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL erhebt Najem Wali neue Vorwürfe gegen Adonis

Sigrid Brinkmann fragt nach
FAZIT | Deutschlandradio Kultur
Beitrag vom 12.11.2015 anhören

Wali sagte, Adonis den Friedenspreis zu verleihen, bedeute, Erich Maria Remarque quasi posthum ein zweites Mal auszubürgern.

Allmählich sollte sich die Stadt Osnabrück wohl fragen, ob sie nicht eine grundfalsche Entscheidung getroffen hat. Die Kritik an der aufs Frühjahr verschobenen Vergabe des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises an den syrisch-libanesischen Dichter Adonis nimmt nicht ab. Der in diesem Jahr mit der Goethe-Medaille ausgezeichnete Philosoph Sadik Al-Azm attestierte Adonis „Orientalismus der übelsten Sorte“. Der Zentralrat der Muslime, Menschenrechtsaktivisten oder auch Stefan Weidner, Adonis‘ Übersetzer,  kritisierten dessen uneindeutige Haltung zum Assad-Regime. Nun meldet sich der deutsch-irakische Schriftsteller Najem Wali mit weiteren Vorwürfen.

Europäische Literaturtage 2015

Im Rahmen der Europäischen Literaturtage im österreichischen Spitz an der Donau spricht Najem Wali mit dem Journalisten Igor Bratož. Das Interview ist in der slowenischen Tageszeitung DELO erschienen.

Najem Wali: Iz eksila vidiš več kot iz Bagdadaw

Iraški pisatelj, avtor kultnega romana Bagdad Marlboro, o eksploziji ustvarjanja v Iraku.
Igor Bratož, delo kultura, 04.11.2015

Spitz 24 Oktober 2015 Igor Bratoz 3

Med udeleženci letošnjih Evropskih dnevov literature v Spitzu na Donavi je bil tudi iraški­ pisatelj Najem Wali. Begunec, ki v gladki nemščini na pamet deklamira Schillerja, je pred tremi desetletji prišel v Nemčijo s tristo dolarji in tremi knjigami.

Das ganze Interview ist nachzulesen HIER:

Der zweigeteilte Schriftsteller

„Ein Wort oder ein Satz muss duften wie frisches Brot“, sagte der deutsch-irakische Schriftsteller Najem Wali im Deutschlandfunk.

Von Sigrid Brinkmann
Deutschlandfunk, 23. Oktober 2015

Der deutsch-irakische Schriftsteller Najem Wali am Landwehr-Kanal in Berlin. (imago/stock&people) 

Najem Wali am Landwehr-Kanal in Berlin. (imago/stock&people)

Zweigeteilt fühlt sich der Schriftsteller: Ein Najem lebt in Berlin, der andere bleibt auf immer in Bagdad und wird nicht müde, von der Stadt seiner ersten unbändigen Sehnsucht zu erzählen. „Kolumbus entdeckte Amerika, ich Bagdad“ notiert der in Amâra, im Süden des Landes geborene Autor und nimmt den Leser von der ersten Seite an mit auf eine fantastische, lehrreiche und bisweilen melancholisch stimmende Entdeckungsreise – getragen von diesem einen Gefühl, dass Najem Wali klar benennt.

„Meine Liebe zu Bagdad hat mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben, um den Menschen zu zeigen, wie schön diese Stadt war – die Stadt der Bücher, die Stadt der schönen Frauen mit Miniröcken, wer könnte das glauben? Selbst die jungen Leute im Irak, meine Neffen, wenn sie die Fotos sehen, das ist für sie wie Science-Fiction und sie denken, der Onkel hat eine Montage gemacht.“

Zwischen Sachbuch und Künstlerroman
Najem Wali beschwört den verlorenen Geist und das Flair der kosmopolitischen Weltstadt. Das mit vielen privaten Fotografien und alten Postkarten versehene und mit immenser Detailkenntnis geschriebene Werk hat die Qualitäten eines erzählenden Sachbuches, und doch kann man es ebenso gut als autobiographischen Künstlerroman lesen.

„Der Weg bis Frankfurt ist weit“

Najem Wali über die Internationale Buchmesse in Costa Rica

Börsenblatt, 21. Oktober 2015

Verglichen mit der Frankfurter Buchmesse ist die Buchmesse Costa Rica klein – groß ist sie trotzdem: Hier treffen sich Verlage aus den Ländern Mittelamerikas, bilden sich weiter, hoffen auf gute Geschäfte, knüpfen Kontakte zu Autoren und Lesern. Auch Najem Wali, in Deutschland lebender irakischer Schriftsteller, war diesmal dabei, begegnete Gioconda Belli und Ernesto Cardenal, und dem Programmmacher René Strien.
Ein Reisebericht. VON NAJEM WALI

EinigeExponenten

An der 16. Ausgabe der Internationalen Buchmesse Costa Rica, die vom 18. bis zum 27.  September in der Hauptstadt San José stattfand, nahmen 238 Aussteller aus dem In- und Ausland teil, der Großteil davon aus Mittelamerika. Auch wenn die Messe sich selbst als international bezeichnet, so machen doch die Veranstalter keinen Hehl daraus, dass sie vor allem ein Schaufenster für Verleger aus den Ländern Mittelamerikas – Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Panama und Costa Rica  – darstellen soll. Natürlich kamen auch Aussteller aus anderen Ländern Lateinamerikas und der Karibik, aus Uruguay, Argentinien, Mexiko, Chile, Kuba, der Dominikanischen Republik und Jamaika, doch deren Anteil blieb verhältnismäßig gering gegenüber denen aus Mittelamerika.

Argwohn gegenüber Büchern
Theoretisch gibt es zwar einen gemeinsamen Binnenmarkt und einen Zusammenschluss ähnlich der Europäischen Union, doch de facto haben die sechs Länder Mittelamerikas die Bedingungen und Anforderungen für den freien Verkehr von Gütern und Dienstleistungen und die Freizügigkeit der Bürgerinnen und Bürger nicht so umgesetzt, wie dies in Europa der Fall ist. Es ist allerdings besonders verwunderlich, wie schwierig sich der freie Austausch von Büchern angesichts hoher Steuern und Frachtkosten gestaltet. 

Traumstadt Bagdad – Eine erste Liebe

Wunderbar und entsetzlich – in den Sechzigern war Bagdad eine moderne Traumstadt, mit Straßenkreuzern und Casinos.

Sonja Zekri über Najem Walis neues Buch „Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“
Süddeutsche Zeitung, 12. Oktober 2014

Vater und Sohn sind glänzender Laune, der Ältere knapp dreißig, weißer Anzug, Krawatte, schmaler Schnurrbart, der Sohn sechs Jahre, gestreiftes Hemd, vor Aufregung halb tot. Folgendes ist ihr Plan für den ersten gemeinsamen Tag in der Hauptstadt: im Lieblingsplattenladen die neuesten Alben kaufen, die noch vor der Musik den Namen der Produktionsfirma abspielen. Im Buchladen Mackenzie nach neuen Ausgaben der deutschen Burda Moden schauen. Im Fotogeschäft ein Erinnerungsbild machen. Schließlich: einen Grundig-Fernseher bestellen, den das Geschäft zur Unterkunft in der Stadt und zu ihrem Auto liefert. Es ist ein gelber Chevrolet 60.

Jetzt die Eine-Million-Dollar-Frage: Von welcher Hauptstadt ist die Rede?

hr2 Kultur – Das aktuelle Kulturgespräch

Najem Wali zu Gast im Kulturcafé 
Bagdad macht heutzutage meist mit blutigen Anschlägen auf sich aufmerksam. Aber Najem Wali erinnert in seinem jüngsten Buch an die untergegangene Weltstadt. Er schildert die ganze Geschichte der irakischen Hauptstadt seit ihrer Gründung bis heute. Der Nukleus seinem Buchs ist jedoch das Bagdad, das er selbst erlebt hat: 1960, im Alter von sechs Jahren kam der Junge erstmals aus der Provinz in die Großstadt, später zog er zum Studium dorthin. 1980, nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs, flüchtete der inzwischen studierte Literaturwissenschaftler und Literat nach Deutschland. Beitrag anhören
Buchtipp: „Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“, Hanser Verlag 2015
Quelle: © hr, 14.10.2015

nordwestradio – Buchtipp

„Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“

Über die Frankfurter Buchmesse zu schlendern ist aufregend, man sieht viel Neues und man entwickelt auch ein Gespür für die großen Themen, Fragen und Ungewissheiten, die uns aktuell beschäftigen. Dass derzeit so viele Menschen auf der Flucht sind, und dass wir uns in Europa so unglaublich schwer tun, diesen Menschen zu helfen, das ist natürlich diesmal das alles bestimmende Thema. In letzter Zeit sind einige wichtige Bücher dazu erschienen. Eines stammt von einem Autor, der selbst fluchtartig sein Land verlassen hat: Najem Wali, heute einer der wichtigsten Schriftsteller deutscher Sprache, der eigentlich aus dem Irak stammt. In seiner Jugend träumte er von Bagdad, als junger Mann lebte er dort und 1980 – zu Beginn des Irak-Iran-Krieges – verließ er die Stadt, sein Land, sein bisheriges Leben und kam nach Deutschland. Jetzt erzählt er uns von seinem Bagdad noch einmal, und im Gespräch mit Silke Behl, teilt er mit, was ihn bewogen hat, diesen (auch scherzhaften) Erinnerungen noch einmal Raum zu geben. Beitrag anhören
Autorin: Silke Behl

#FBM15 Countdown

Najem Wali und die Toleranz der Literatur

IM LAND DER DICHTER UND DENKERPortraitWali
Am 14. Oktober wird der irakische Schriftsteller und Journalist Najem Wali den diesjährigen Weltempfang zum Thema “Grenzen in Zeiten von Flucht und Vertreibung” mit eröffnen. Wali, der 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs selbst nach Deutschland floh, erzählt uns im Interview, wie Literatur Brücken schlagen und für mehr Verständnis zwischen den Kulturen sorgen kann.

Der Weltempfang

Willkommen im Zentrum für Politik, Literatur und Übersetzung auf der Frankfurter Buchmesse. Der Weltempfang ist traditionell der Ort für Diskussionen und Gespräche mit internationalen Autoren zu politischen Themen. In diesem Jahr ist er erstmals in Halle 3.1 verortet, Thema ist „Grenzverläufe“.

fbm: Herr Wali, wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal auf der Frankfurter Buchmesse waren, und wie Sie das Erlebnis empfunden haben?

Najem Wali: Ja, das habe ich noch sehr deutlich in Erinnerung. Das war 1985, ich studierte damals Germanistik in Hamburg. Ich war mit einem chilenischen Freund dort, der sich den chilenischen Stand ansehen wollte. Ein älterer Mann am Stand sprach mich auf Spanisch an und glaubte mir einfach nicht, dass ich kein Chilene bin. Er dachte die ganze Zeit, ich wolle ihn auf den Arm nehmen. Erst als ich ihm meinen Ausweis zeigte, sah er seinen Irrtum ein – meinte dann aber, ich müsse unbedingt Spanisch lernen – und zwar chilenisches Spanisch. Dieses Erlebnis habe ich noch sehr lebendig in Erinnerung. Seitdem bin ich oft auf der Frankfurter Buchmesse gewesen. Und seit 2004 mein erstes Buch bei Hanser erschienen ist, war ich fast jedes Jahr da. Die Messe ist für mich eine wichtige Gelegenheit, Kollegen und Freunde aus der ganzen Welt zu treffen.

fbm: Wie kann Literatur dazu beitragen, dass Menschen mehr Toleranz für andere Kulturen und Denkweisen entwickeln? 

Libros, censura y petrodólares

Najem Wali, escritor iraquí, estuvo en la Feria del Libro de San José y explicó las dificultades y las tentaciones de ser un escritor árabe.
POR AARÓN SEQUEIRA / aaron.sequeira@nacion.com

Un iraquí combate con la lengua alemana, que le exige colocar los verbos siempre en el mismo sitio en las oraciones. Acaba de llegar a Europa huyendo de la guerra en la que se bate su país con Irán. Es 1980; el iraquí, de 24 años, tiene la cabeza llena de historias. Muchas de esas historias las recogió en el cuartel durante los dos años que realizó el servicio obligatorio, antes de ser llamado a empuñar las armas, como dice él, de “ser obligado a matar”.

Sin embargo, también marcan sus historias las horas que pasó al lado de su abuela, mientras ella amasaba el pan en Basora, en el sur de Irak. Ella fumaba y contaba historias; fumaba y la ceniza nunca caía sobre el pan. 

Deutschlandradio

„Bagdad – Erinnerungen an eine Weltstadt“

Das neue Buch von Najem Wali zwischen Nostalgie und Utopie
Eine Betrachtung von Ingo Arend 

 Der deutsch-irakische Schrifsteller Najem Wali schreibt in „Bagdad – Erinnerungen an eine Weltstadt“ über sein Aufwachsen in der Hauptstadt Iraks – bis zur Flucht nach Deutschland 1980. Und er erinnert an die vergessene Moderne des Landes, das heute mit Fanatismus und Zerstörung assoziiert wird. Beitrag anhören.