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Im Osten nichts Neues

Kulturdebatte im SPIEGEL

Der syrische Dichter Adonis soll den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück bekommen. Was für ein Irrtum.
Von Najem Wali

Eigentlich sollte der Dichter Adonis am kommenden Freitag den Erich- Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück verliehen bekommen. Die Entscheidung hatte eine Debatte ausgelöst, die sich lange ausschließlich um die Frage drehte, ob der Dichter nun ob seiner uneindeutigen Haltung gegenüber dem Diktator Baschar al-Assad den Preis verdient habe oder nicht. Die Fragen, was Adonis mit Remarque verbindet und ob es wirklich Gemeinsamkeiten gibt in den Schriften und Taten der beiden, spielten keine Rolle. Und auch nicht, was der Dichter sonst so schreibt und denkt und sagt. Dabei geht es um mehr als nur um seine Haltung gegenüber einem Diktator.Vergangenen Mittwoch nun gab die Stadt Osnabrück bekannt, dass die Verleihung auf einen unbestimmten Termin im Frühjahr 2016 verschoben werde. Man habe sie trotz intensiver Bemühungen nicht so vorbereiten können, wie es dem Preis und den Preisträgern angemessen sei. Das klingt ein wenig merkwürdig, aber vielleicht hat die Jury nun Gelegenheit, noch einmal grundsätzlich nachzudenken über Adonis und den Friedenspreis. Nötig wäre es.

Am 7. Dezember 2013 erschien in der libanesischen Zeitung „An-Nahar“ ein ausführliches Interview mit Adonis, in dem er über sein Verhältnis als Dichter zur Politik spricht, insbesondere auch über den syrischen Politiker Antun Saadeh, der, 1904 geboren, Anfang der Dreißigerjahre die Syrische Sozial-Nationalistische Partei gründete. Eine Partei auch im Geiste des antikolonialen Panarabismus, aber maßgeblich von extremen nationalistischen Strömungen in Europa beeinflusst. Sie stellte Schlägertruppen nach dem Vorbild der Faschisten auf. Ihr Logo wirkt wie eine Nachahmung des Hakenkreuzes. Und die Partei beruft sich darauf, dass „Syrien ein von den Syrern gegründetes Vaterland ist und die Syrer eine vollständige Nation sind“. Syrien im Sinne der Ideologie der Partei umfasst den fruchtbaren Halbmond (Syrien, den Libanon, Jordanien und Palästina) einschließlich Zypern. Die Partei strebt die Vereinigung dieser Länder durch eine „nationale Erneuerung“ an, außerdem sei der „Konflikt mit den Juden ein Kampf um Leben und Tod“.

Auf die Frage der Journalistin, ob Adonis noch in dieser Partei sei oder den Vorstellungen Saadehs nahestehe, antwortet er: „Meine gesamte Schulzeit verbrachte ich in der Partei, bin aber mittlerweile nicht mehr in der Parteipolitik aktiv. Ich halte Antun Saadeh für den wichtigsten Denker der modernen arabischen Geschichte. Einzig seine Vorstellungen haben sich in der Praxis als richtig erwiesen, umso mehr, da er seine Worte stets mit Taten untermauerte. Er ist für seine Vorstellungen sogar gestorben.“

Den ganzen Artikel lesen Sie hier: Der SPIEGEL, 47/2015