How would a man weigh up the predicament of women in Saudi Arabia? In „Saras Stunde“ (Sara’s Hour) by Iraqi exile Najem Wali, his courageous heroine seeks to settle the score with the kingdom’s hypocritical and male-dominated society. For more info click HERE
Wie mich Erich Maria Remarques Roman „Zeit zu leben, Zeit zu sterben“ nach Deutschland gebracht hat.
In der FAZ von 5. Oktober 2024 schreibt Najem Wali über Erich Maria Remarques Roman „Zeit zu leben, zeit zu sterben“.
(…) Der Roman ist erstmals vor siebzig Jahren im September 1954 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen, spielt im Frühjahr 1944 – dem Zeitpunkt der entscheidenden Wende im Zweiten Weltkrieg – und erzählt vom Schicksal des dreiundzwanzigjährigen Wehrmachtsoldaten Ernst Graeber, der sich von der Ostfront beurlauben lässt. Gerade erst hat er die Niederlage der sechsten Armee an der Front von Stalingrad hautnah miterlebt und dort tausende Kameraden sterben sehen, doch noch weiß er nicht, dass er bei seiner Rückkehr nach Berlin seine Heimatstadt in Trümmern liegen sehen wird: zerstörte Häuser, aufgerissene Straßen, obdachlose Menschen, die aus Angst, unter den Trümmern zu sterben, ihre Wohnungen verlassen haben. (…)
Najem Wali, Vizepräsident des PEN Zentrum Deutschland spricht im Deutschlandfunk Kultur über verfolgte und inhaftierte Schreibende, seine Arbeit für das Writers-in-Prison Programm des PEN und die anstehende Feier zum 100 jährigen Bestehen des PEN in Deutschland. Den Live-Beitrag finden Sie HIER zum Nachhören.
Najem Wali stellt seinen neuen Roman Stadt der Klingen auf der Leipziger Buchmesse beim Secession Verlag vor.
Weitere Veranstaltungen mit Najem Wali auf der Leipziger Buchmesse: Freitag, 22. März 2024 14:15 Uhr, PEN-Stand (Halle 5 Stand B504): 25 Jahre Writers-in-Exile: Ein Gespräch mit der Writers-in-Exile-Stipendiatin Stella Nyanzi (Uganda). Moderation: Najem Wali, Writers-in-Prison-Beauftragter und PEN-Vizepräsident 15:30 Uhr,PEN-Stand (Halle 5 Stand B504): Lesung von Texten inhaftierter Autorinnen und Autoren. Mitwirkende: Najem Wali und Jürgen Strasser, PEN-Projektleiter für Writers-in-Prison und Literarisches Leben Samstag, 23. März 2024 15 Uhr, PEN-Stand (Halle 5 Stand B504): Lesung von Texten inhaftierter Autorinnen und Autoren. Mitwirkende: Najem Wali und Jürgen Strasser 16:15 Uhr, Forum Offene Gesellschaft (Halle 2, Stand E600): Mexiko als gefährliches Pflaster für Schreibende: Sexuelle Ausbeutung, Kinderhandel, Frauenmorde und Verfolgung von Schriftstellern. Mitwirkende: Sandra Rosas (Mexiko) im Gespräch mit Najem Wali
Najem Wali: „Diktatoren bauen ihre Macht auf dem Vergessen auf.“
Der 15. November ist der Tag des inhaftierten Schriftstellers. Weltweit sitzen nach Angaben des PEN International rund 140 Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Haft. Im NDR Kultur Gespräch erklärt Najem Wali, warum Diktatoren das geschriebene Wort so sehr fürchten. HIER zum Nachhören:
Mit einem Internationalen Podium im Historischen Rathaus von Münster starteten am 21. September 2023 die Westfälischen Literarischen Friedensgespräche in ihre erste Ausgabe.
Sechs Monate lang haben die renommierten Schriftsteller José Ovejero (Madrid) und Jordi Puntí (Barcelona) ihre Gedanken über den Verfassungskonflikt zwischen Katalonien und Spanien ausgetauscht und einander in zahlreichen E-Mails ihre unterschiedlichen Positionen dargelegt, sie geschärft, aber auch geprüft. Die beiden haben sich die Argumente des jeweils anderen angehört und den Versuch unternommen, gemeinsam neue Ansätze zur Befriedung des festgefahrenen, bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurückreichenden Konflikts zu entwickeln.
Aus diesem schriftlichen Gedankenaustausch lasen die Schauspieler*innen ChrisTine Urspruch und Kai Schumann und gaben so Einblicke in die Auseinadersetzung der beiden Autoren. Anschließend diskutierten José Ovejero, Jordi Puntí, die spanischen Dichterin Laura Casielles und der Ideengeber des Projektes Najem Wali moderiert von Catalina Rojas Hauser (Geschäftsführerin des Kulturrats NRW) über die Ergebnisse und Lösungsansätze und erzählten von dem intensiven Austausch der letzten Monate. Für die musikalische Begleitung des Abends sorgte das „Duo loco“ – Freya Deiting (Violine) und Jörg Siebenhaar (Akkordeon) – mit spanischen und katalanischen Klängen.
„Ich weiß, wie schwierig und manchmal unmöglich es ist, dass Menschen, die aus zwei ganz verschiedenen Lagern oder sogar Schützengräben kommen, zusammensitzen, sich unterhalten und nach Ideen suchen, die sie einander näherbringen“, sagte der Projektkurator Najem Wali in seiner Eröffnungsrede. „Nicht wegen der Anfeindung, die man von seinen eigenen Landsleuten erfährt, sondern vielmehr, wegen der Furcht vor sich selbst, davor, dass man sich in seinen Betrachtungen getäuscht hat, dass man mit seinen Analysen scheitert. Es ist eine Frage von Vertrauen und sich trauen. Von Geduld und Selbstvertrauen. Und es braucht den Willen zum Frieden.“
„Worte statt Waffen“ – Einen Bericht über den Abend lesen SIE hier
Das Pergamonmuseum schließt ab dem 23.Oktober 2023 für mindestens drei Jahre. Bevor es soweit ist, befragte RBBKultur Najem Wali nach seinem Lieblingsobjekt dort. Seine Wahl fiel sofort auf das Ischtar-Tor, eines der Highlights des Vorderasiatischen Museums.
Zwei Mal eroberten Nebukadnezars Truppen Jerusalem. Die gefangenen Juden ließ er durch das Ischtar-Tor nach Babylon führen – in die Fron. Doch vor Ort waren von der Stadt und ihrer mächtigen Maueranlage nur noch Ruinen zu sehen, in denen Wali Jahrhunderte später gelegentlich spazieren ging, als er seinen Militärdienst in einer Babylon nahegelegenen Kaserne leistete. Dass das der Göttin Ischtar geweihte Stadttor seit 1930 im Berliner Pergamonmuseum zu sehen ist – ausgerechnet in dem Land, das ebenfalls Juden verfolgte, versklavte und ermordete – erscheint dem studierten Germanisten eine „merkwürdige Verbindung“.
Najem Walis Gedanken und Erinnerungen rund um das berühmte Ishtar-Tor sind live zu hören in der Sendung DER MORGEN und nachzulesen bei RBBKultur Radio. Den Link dazu finden Sie HIER
Literatur als Friedensstifter: Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. startet ein neues internationales Projekt mit hochkarätiger Besetzung.
Im Zentrum des Projekts, das auf eine Idee von Najem Wali zurückgeht, steht die Frage, wie Literatur friedensstiftend auf die Weltpolitik einwirken kann. In ihrer ersten Ausgabe widmen sich die „Westfälischen Friedensgespräche“ dem Verfassungskonflikt zwischen Katalonien und Spanien. Die beiden renommierten Schriftsteller José Ovejero (Madrid) und Jordi Puntí (Barcelona) sind hierfür bereits im Januar in einen intensiven schriftlichen Gedankenaustausch eingetreten. In zahlreichen E-Mails haben Sie ihre eigenen Positionen geschärft, aber auch geprüft, sich die Argumente des jeweils anderen angehört und den gemeinsamen Versuch unternommen, neue Ansätze zur Befriedung des festgefahrenen, bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zurückreichenden Konflikts zu entwickeln.
Eröffnet werden die „Westfälischen Friedensgespräche“ am 21.09.2023 um 18.00 Uhr mit einem öffentlichen Pressegespräch, mit anschließender Lesung und Podiumsdiskussion mit José Ovejero, Jordi Puntí, Laura Casielles, Najem Wali, Kai Schumann und ChrisTine Urspruch, im Historischen Rathaus von Münster.
Najem Wali wird Vizepräsident des PEN-Zentrums Deutschland und Beauftragter für das Writers in Prison / Writer at Risk Programm.
23. Mai 2023, Börsenblatt Die Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland hat den Schriftsteller Najem Wali zum neuen Beauftragten für das Programm Writers in Prison / Writers at Risk und damit zu einem der beiden Vizepräsidenten bestimmt.Die Entscheidung erfolgt zunächst als Interims-Lösung bis zur nächsten Mitgliederversammlung. Wali stammt aus dem Irak und hatte selbst Verfolgung erlebt.
Besonders seine Erlebnisse in seinem Heimatland Irak motivierten ihn, sich für die Freiheit des Wortes einzusetzen. „Dass ich WiP-Beauftragter des PEN-Zentrums Deutschland bin, ehrt mich und erfüllt mich mit Respekt vor der großen Aufgabe. Ich will sie mit all meinem Engagement ausüben“, stellt Wali in Aussicht.
„Schriftstellerinnen und Schriftsteller leisten Widerstand, setzen sich für Gerechtigkeit und freie Gesellschaften ein. Dafür werden viele verfolgt, bedroht, angriffen, eingekerkert, verbannt und nicht selten getötet. Solange einer oder eine von ihnen irgendwo nicht frei ist, ist niemand frei.“ Najem Wali
„Der Weg fürs Überleben ist das Geschichtenerzählen.“
NAJEM WALI liest aus seinem Roman Soad und das Militär (Secession Verlag 2021) und berichtet von seiner Tätigkeit als Beauftragter für das Writers in Prison / Writers at Risk Programm des PEN-Zentrums Deutschland. Moderation: Achim Raven In Kooperation mit der Robert Burns-Gesellschaft Düsseldorf
Ort:BiBaBuZe Buchhandlung
Aachener Straße 1, 40223 Düsseldorf am 27. Juni 2023 um 19.30 Uhr Eintritt frei
Najem Wali ist seit diesem Jahr Vizepräsident des PEN Zentrums Deutschland und Beauftragter des Writers in Prison / Writers at Risk Programms, mit dem sich der PEN für gefangene, verfolgte und zensierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller einsetzt. Najem Wali ist nun zum dritten Mal bei zu Gast in der BiBaBuZe Buchhandlung. 2018 haben wir ihn (leider erfolglos) für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels vorgeschlagen.
anders bleiben. Briefe der Hoffnung in verhärteten Zeiten(Rowohlt)
In 21 Briefen gehen die Beitragenden mit ihrem Gegenüber intensive Zwiegespräche über ihr Dasein in der deutschen Gesellschaft ein – mal tastend, mal vehement, sich erinnernd, immer suchend. Maryam Aras, Shida Bazyar, Dilek Güngör, Selma Wels, Hasnain Kazim, Achim Stanislawski und Najem Wali stellen den Band anders bleiben. Briefe der Hoffnung in verhärteten Zeiten (Rowohlt) vor. Moderation: Jörg Sundermeier
Wann: Montag, 13. Februar 2023 um 19 Uhr Ort: Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt am Main. Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten: kulturportal@stadt-frankfurt.de
Die Meinungsfreiheit muss verteidigt werden. Was für einen Preis Salman Rushdie und andere Autoren dafür gezahlt haben!
Ein Gastbeitrag von Najem Wali in der FAZ
27. August 2022 Deprimierend nennt der Nobelpreisträger Orhan Pamuk die Situation, in der sich Literaten und Verfechter der Meinungsfreiheit heute befinden. In der Tat, Pamuks Bezeichnung, die man in einem Artikel über das Attentat auf Salman Rushdie in La Point nachlesen kann, ist zutreffend. Zählt man die Attentate und Angriffe auf Schriftsteller, Künstler und Journalisten, wird man sprachlos. Wer dachte, der Raum für das freie Wort würde größer, hat sich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Meinungsfreiheit schrumpft. Tabubrechende Werke, die sich kritisch mit Religion oder Despoten auseinandergesetzt haben und bis vor zwei Jahrzehnten gedruckt werden konnten, würden heute kaum mehr einen Verlag oder eine Plattform finden. Solange Fatwas und Hassprediger herumgeistern, wird die Lage immer bedrohlicher. Denn es gibt immer Fanatiker, die bereit sind Fatwas und Rufmorde in die Tat umzusetzen. Es ist wie ein Krieg zwischen Geist und Glauben. Religion wie Politik braucht Überzeugung. Die Literatur aber lebt vom Zweifel. Leider gibt es eine große Zahl jener, die kein Zweifel im Raum lassen wollen. Betrachtet man die Zahl der Opfer von Fatwas, stellt man fest, wie gefährlich es für diejenigen ist und war, die das freie Wort und die Freiheit der Kunst verteidigen. Schon viele bezahlten mit ihrem Leben dafür.
Zehn Jahre nach dem Sturz Mubaraks handeln Bücher, in denen arabische Autoren gegenwärtige Fakten mit Fiktion mischen, nicht mehr von der Revolution, sondern von der Restauration.
Dass der Umweg über die Fiktion oft der kürzeste ist, um manchen Realitäten nahezukommen, wissen Autoren weltweit. Für Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus autoritär regierten Gesellschaften ist die Form des Schlüsselromans jedoch häufig der einzige Weg, auf dem sich Inhalte an der Zensur vorbei zu den Lesern schmuggeln lassen. Der Schriftsteller Najem Wali weiß das natürlich, er wurde 1956 im Irak geboren und lebte dort, bis er 1980 zu Beginn des irakisch-iranischen Krieges flüchtete.
Wie schnell die Realität die Fiktion einholen kann, weiß Wali spätestens, seit er seinen jüngsten Roman veröffentlichen wollte – vielleicht wusste er es auch schon vorher und hat die Konfrontation einkalkuliert. Im Zentrum seiner Geschichte steht eine ägyptische Sängerin und Schauspielerin namens Soad, die vom Volk verehrt und vom herrschenden System missbraucht wird. Als Gerüchte aufkommen, dass sie ihre Memoiren schreiben wolle – Erinnerungen, die für gewisse Herren recht unangenehm ausfallen könnten -, kommt Soad im britischen Exil zu Tode. Vielleicht war es Selbstmord, vielleicht ein Unfall. Vielleicht auch keines von beiden.
Den vollständigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung lesen SieHIER
Reiserouten. Unterwegs, um frei zu sein?
Eröffnungsvortrag „Entlang der Balkanroute“ von Najem Wali (Berlin)
Anschließend Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung) im Gespräch mit Najem Wali
Vom Aufbrechen und Ankommen – wie schmuggelt man Träume? Ist Reisen nur eine andere Form von Flucht? Eine Bewegung, die wir unternehmen, um Kenntnisse, Reichtümer und Menschen zu gewinnen? Sicher ist, dass die sogenannte Balkanroute eine Zweibahnstraße ist: ein Weg für Austausch und Begegnung.
Wann: 18. November 2021 Wo:Klangraum Krems Minoritenkirche
Minoritenplatz 4, 3500 Krems a. d. Donau um 19:30 Uhr
Bevor Grenzen gezogen und Staaten gegründet wurden, gab es das Reisen. Das Aufbrechen und Abfahren, das Vertriebenwerden und das Fliehen. Reisen ist so alt wie der Schmerz, wie das Alles-loslassen-Wollen und Alles-verlassen-Müssen, geboren aus dem Bewusstsein des Schmerzes im Dasein.
Die Menschen in Ägypten wissen aus langjähriger Erfahrung, dass die Machthaber ihnen misstrauen und sie deshalb von Geheimdiensten überwacht werden. Davor sind auch Berühmtheiten nicht gefeit, ganz im Gegenteil, wie Najem Wali erzählt. Auf verschlungenen Wegen kreuz und quer durch die Innenbezirke Kairos führt sein Ich-Erzähler hinein in eine Geschichte, in der die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit, Öffentlichkeit und Geheimnistuerei verschwimmen.
Auf dem nächtlichen Weg zurück ins Hotel wird er von einem Fremden verfolgt. Er befürchtet schon das Schlimmste, als sich der mysteriöse Verfolger als sein alter Freund Simon Syros entpuppt. Sichtlich um Unauffälligkeit bemüht, überreicht ihm dieser ein sorgfältig verschnürtes Päckchen mit elf Heften. Darin findet der Erzähler die Geschichte von Simon und dessen Geliebter Soad aufgezeichnet, der legendären Sängerin und Schauspielerin, deren anscheinend glänzende Karriere unter einem dunklen Stern stand. Soad war noch keine neun Jahre alt, als das Militär im Sommer 1952 gegen König Faruk I. putschte und formell eine Republik ausrief, die unter Gamal Abdel Nasser militaristische Züge annahm. Das Lied Gott erhalte deine Armee, mein geliebtes Ägypten sollte zum Jubelgesang auf die neue Zeit werden – gesungen von einem „Goldkind“ aus dem Volk: Soad. Für sie aber sollte die Liedzeile „Die Armee ist es, die uns schützt“ zum Fluch werden und zu Lebzeiten „wie ein Alptraum auf ihr lasten“.
Seine Bücher bringen ihm Drohungen ein, Verleger in Schwierigkeiten und landen auf dem Index. Wie Najem Walis neuer Roman trotzdem an die arabischen Leser gebracht wird.
Manchmal sind die Bücher von Najem Wali gefährlich. Nicht in Deutschland natürlich, wo die Romane des 1980 aus dem Irak emigrierten Schriftstellers oft wohlwollend aufgenommen werden. Aber in arabischen Ländern durchaus. Der Roman „Saras Stunde“ (2018) über eine junge Frau, die gegen konservative Kräfte in ihrer saudischen Heimat kämpft, geriet in Saudi-Arabien auf den Index. Auch sein jüngstes Buch, „Soad und das Militär“, brachte, während es in Deutschland vor wenigen Wochen naturgemäß problemlos erschien, seinen irakischen Verleger in Schwierigkeiten. An „Soad und das Militär“ ist schon der Titel verdächtig. Gleich mehrere Verlage in Beirut und Bagdad wollten den Roman nicht veröffentlichen, und als er schließlich bei Darstoor in Bagdad erschien, wurde das Wort „Militär“ auf dem Cover mit einem schwarzen Balken überdeckt. Das Buch greift die Geschichte der ägyptischen Schauspielerin Soad Hosny auf, um deren Tod sich allerlei Mythen ranken. Denn bevor die im Ägypten der sechziger und siebziger Jahre verehrte Diva 2001 vom Balkon eines Appartements in London stürzte, soll sie angekündigt haben, ihre Memoiren zu schreiben. Da sie enge Verbindungen zum Militär und in die Politik hatte, kam rasch die Vermutung auf, sie könnte ermordet worden sein, allerdings wurden die genauen Umstände ihres Todes nie geklärt.
Den vollständigen Artikel in der FAZ lesen Sie HIER
Najem Wali, der im Irak unter dem Diktator Saddam Hussein geborene Schriftsteller, hat in seinem neuen Roman „Soad und das Militär“ mit dem Militärregime in Ägypten abgerechnet. Ein Roman voller Abgründe.
Eine verhängnisvolle Begegnung Der Ich-Erzähler kommt auf Einladung des Goethe-Instituts zu einer Lesung nach Kairo, ein paar Tage will er bleiben. Später läuft ihm in den Gassen der Altstadt ein alter Freund nach, unter konspirativen Umständen kommen sie zusammen, eine Kladde mit Aufzeichnungen wird übergeben. Drei Jahre sind seit den Protesten auf dem Tahrir-Platz vergangen und dreizehn seit ihrer letzten Begegnung. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. „Das Militär verstand, sobald es selbst betroffen war, keinen Spaß! (…) Hätten die Hefte nur den Titel Soad getragen, hätte es gar kein Problem gegeben, ganz egal, was ihr Inhalt besagte, ganz egal, was für Geheimnisse enthüllt wurden. All dies wäre kein Vergehen oder Verbrechen gewesen. Doch ihr Titel lautete Soad und das Militär, und das, das war ein Verbrechen!“
Von Anfang an mitreißend Schon der Besitzer eines solchen Manuskripts kann sich in Lebensgefahr bringen, so ist das unter einem Militärregime, das in Ägypten seit 1952 mehr oder weniger an der Macht ist. Wie ein Thriller kommt dieser Roman daher, von Beginn an fesselnd, reißend, drängend, unheilschwanger.
Najem Wali über die ägyptische Filmdiva Soad Hosny, die politische Entwicklung in Ägypten seit den 50er Jahren und seinen neuen Roman „Soad und das Militär“.
taz am wochenende: Herr Wali, Sie waren sicherlich öfters in Kairo, Kairo ist ja Ausgangspunkt Ihres aktuellen Romans?
Najem Wali: Zum ersten Mal war ich 1993 in Kairo. Sechs Monate lang. Damals schrieb ich an der Uni Hamburg meine Doktorarbeit. Ich habe in der ägyptischen Nationalbibliothek recherchiert. Damit begann meine Liebe zu Kairo. Ich war seitdem fast jedes Jahr da.
taz am wochenende: In Ihrem neuen Roman „Soad und das Militär“ verbinden Sie eine Geschichte aus der Mitte des letzten Jahrhunderts mit der Gegenwart, warum?
Najem Wali: Das Thema Militär beschäftigt uns in der Region und mich schon seit meinem ersten Roman, „Krieg im Vergnügungsviertel“. Egal wo, sie regieren permanent. Die Militärs in Ägypten oder Irak kamen im Namen von nationaler Unabhängigkeit und Befreiung an die Macht. Sie gaben sie seither nie mehr freiwillig ab. Sie haben Königreiche wie in Ägypten gestürzt. Doch mit dem Versprechen von Freiheit und Wohlstand für alle wurde es nichts. Es war ein Betrug. 1952 putschten die Militärs in Ägypten. Bis heute kontrollieren sie mit ihren Geheimdiensten das gesellschaftliche Leben und die wichtigen Zweige der Wirtschaft. Diesen Juli werden es 69 Jahre sein! Ihr ganzer Patriotismus dient nur dazu, von Misswirtschaft und fehlender Demokratie abzulenken.
1952, das war Gamal Abdel Nasser?
Ja, die Offiziersclique um ihn. Aber es geht mir weniger um das Militär als um Macht und Abhängigkeit. Meine Hauptfigur ist eine Künstlerin, eine ägyptische Filmdiva, die missbraucht und deren Existenz am Ende von den Mächtigen zerstört wird.
Hat diese Figur der Filmdiva Soad reale historische Bezüge oder ist sie eine rein literarische Erfindung?
Soad Hosny existierte. Sie war eine sehr bekannte Frau. Sängerin, aber noch berühmter als Schauspielerin. Die „Cinderella“ des ägyptischen Kinos. Geboren 1943 in Kairo, starb sie Juni 2001 in London. Sie fiel vom Balkon einer Wohnung aus dem sechsten Stock des Stuart Towers. Sie hatte angekündigt, ihre Memoiren schreiben zu wollen. Das musste für viele hochrangige ägyptische Militärs und Geheimdienstleute als Bedrohung klingen. Laut Scotland Yard war es Selbstmord oder ein Unfall. Aber viele glauben, es war Mord.
2001 der Tod in London, 2011 der Arabische Frühling und der Sturz des Mubarak-Regimes in Kairo, dort soll man auf dem Tahrir-Platz Lieder von ihr gesungen haben?
An den Fall der ägyptischen Schauspielerin Soad Hosny angelehnt, schreibt Najem Wali über das Militär in Ägypten und überall. Es geht um Herrschaft und Machtmissbrauch und das zerstörte Leben einer Künstlerin. Ein Mann begegnet in Kairo einem alten Freund, einem Amerikaner. Zu dem Zeitpunkt sind drei Jahre seit den Protesten auf dem Tahrir-Platz vergangen, viel mehr seit der letzten Begegnung der beiden. Der Freund erzählt, er habe mit seiner großen Liebe Soad, einer berühmten ägyptischen Schauspielerin und Sängerin, jahrelang in London zusammengelebt, um sie aus den Fängen des Militärs zu retten.
So beginnt der neue Roman des Schriftstellers und Journalisten Najem Wali, der in Basra geboren wurde und 1980 aus dem Irak nach Deutschland geflohen ist. Während seine bisherigen Werke vor allem in seiner Heimat spielen, siedelt Wali sein neues Werk in Ägypten an, wo das Militär seit 1952 die große Macht im Land ist. „Sie gehen vielleicht mal aus der Tür, aber kommen durch das Fenster zurück, wie es nach dem Arabischen Frühling passiert ist“, sagt Wali.
Spekulation um Todesumstände
In seinem Roman stürzt die große Liebe seines Freundes dann aus dem sechsten Stock ihres Hauses in England. Die Umstände ihres Todes lassen Spekulationen aufkommen: War der ägyptische Geheimdienst verwickelt? Weil es hieß, Soad arbeite an ihren Memoiren, in denen sie sich auch mit der Rolle des ägyptischen Militärs beschäftigte? Dem Militär, das ihr Leben gesteuert habe. Der amerikanische Freund übergibt dem Erzähler elf Hefte der Memoiren.
Wali hat den Roman an einen realen Fall in Ägypten angelehnt: „Ich suche die Fakten und ich baue auf diese Fiktion, bis man das nicht mehr unterscheidet“, sagt er zu seiner Arbeitsweise als Erzähler. „Meine Fiktion basiert auf Fakten, sie können das Faktion nennen.“ Leicht lässt sich Soad Hosny als Vorbild der Romanfigur identifizieren: „Sie war ein einfacher Mensch, ein liebevoller Mensch und hat tolle Rollen gespielt, man hat sie auch Cinderella genannt.“ Sie stürzte in London aus dem Fenster, anschließend wurde kräftig gemutmaßt: „Man sagt, Selbstmord, Unfall – man sagt, das Militär war dahinter, weil sie ihre Memoiren schreiben wollte. Aber bis jetzt haben wir keine Memoiren gesehen. Da habe ich mir gedacht, Najem, das ist deine Rolle, diese Memoiren zu erfinden.“
Ein Mann begegnet in Kairo scheinbar zufällig einem alten Freund, dem Amerikaner Simon Syros. Drei Jahre sind seit den Protesten auf dem Tahrir-Platz vergangen und dreizehn seit ihrer letzten Begegnung. Damals verschwand Simon spurlos aus einer Bar. Jetzt erzählt ihm der wiedergefundene Freund die Geschichte seiner großen Liebe zu Soad, einer berühmten ägyptischen Schauspielerin und Sängerin, mit der er in London bis zu ihrem Tod zusammenlebte, seiner gefährlichen Freundschaft zum Geheimdienstoffizier Sherif und seines Versuchs, Soad aus den Fängen des Militärs zu retten.
SOAD UND DAS MILITÄR ist Najem Walis erster Roman im Secession Verlag.
HEIMAT. Was ist Heimat? Eine Emotion oder ein Ort? Eine Realität oder ein Ideal? Ist sie dort, wo wir geboren sind? Oder da, wo wir jetzt leben? Ist sie Schicksal oder etwas, das man sich selbst schafft? Eine Utopie, ein Reizwort, ein Kampfbegriff? Diese und viele weitere Fragen stellt das interdisziplinäre Literatur und Fotografie-Projekt Experiment HEIMAT ins Zentrum einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der HEIMAT. Im Fokus des Vorhabens stehen neun bereits als HEIMAT etablierte Räume, mit denen Künstler*innen sich ergebnisoffen literarisch-fotografisch befassen werden.
Der Schriftsteller und Journalist Najem Wali war zu Gast in Nottuln. Der Wahl-Berliner aus dem Irak gehört zu den bekannten kritischen Stimmen der arabischen Welt.
Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Und wer die schönste Sicht in die Baumberge genießen will, muss 129 Stufen bewältigen. Dieses spezielle Wadentraining ermöglichte „Turmherr“ Wilhelm Wesseln am Montag einem besonderen Gast aus Berlin. Der irakische Schriftsteller Najem Wali , der in diesen Tagen im Rahmen des Projektes „Experiment Heimat“ – initiiert vom Westfälischen Literaturbüro in Unna – in der Region unterwegs ist, startete seine Exkursion in und um Nottuln herum auf dem Longinusturm mit der wunderbaren Aussicht auf die sonnengelben Rapsfelder. Mit Blick auf die neuen Entfernungstafeln an der Reling in 24 Metern Höhe fiel dem Journalisten in südwestlicher Richtung gleich der Name „Bergkamen“ ins Auge. „Dort musste ich 1983 zu einer Anhörung“, erinnerte er sich.
Elf PUNKTE vereint die Charta der Meinungsfreiheit, die zum Schutz und zur Förderung der offenen Debattenkultur beiträgt. Ihre Unterzeichnung ist eine Selbstverpflichtung die festgeschriebenen Leitsätze anzuerkennen, nach ihnen zu handeln und sie in das eigene Umfeld und Netzwerk zu tragen.
Die Arabellion, besser bekannt als „Arabischer Frühling“, bezeichnet eine Serie von Aufständen, Protesten und Revolutionen in der arabischen Welt, die im Jahr 2010 begann.
Über die Bedeutung der Arabellion lässt sich streiten, ebenso über ihre Bilanz: Nur in einem einzigen Land hat sich seit 2011 eine fragile Demokratie entwickelt. Deutlich mehr Länder der Region sind im Krieg versunken oder erlebten die Wiederherstellung repressiver und autoritärer Regime. Es folgten bis in die jüngste Zeit weitere Aufstände und Massenproteste in Ländern, die anfangs nicht betroffen waren. Die Umstände und Auslöser waren und sind sehr unterschiedlich, aber stets von dem Wunsch nach Wandel getrieben.
Wie entstehen gesellschaftliche Veränderungen? Zeigen Aufstände und Proteste in Politik, Staat und Gesellschaft Alternativen auf? Sind sie der Beginn einer Zeitenwende?
Darüber diskutieren am 18. März 2021 live in der Bundeskunsthalle Iryna Herasimovich, belarussische Übersetzerin, Essayistin und Kuratorin Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußenminister Najem Wali, deutsch-irakischer Schriftsteller Martin Kobler, ehemaliger deutscher Diplomat
Moderation: Sabine Christiansen
Es ist viel die Rede von Fortschritten im Nahost-Friedensprozess, doch gerade unter arabischen Intellektuellen wird weiter gegen Israel gehetzt. Und gegen alle, die für eine Normalisierung eintreten.
Ende dieses Monats ist es zehn Jahre her, dass arabische Jugendliche auf die Straßen gingen. Seitdem hat sich vieles in der Region verändert, Regime sind gestürzt, Wahlen haben stattgefunden. Nur eines hat sich keinen Millimeter bewegt: die sture Antinormalisierungshaltung gegenüber Israel, die bei der Mehrheit der arabischen Intellektuellen Tradition und insbesondere bei der älteren, aber in der Kulturszene dominanten Generation ihren festen Platz hat.
Fangen wir mit einem berühmten Fall an: Ende 2010, nur wenige Wochen vor dem Kairoer Frühling, gab das Israelisch-palästinensische Zentrum für Forschung und Information (IPCRI) bekannt, dass es seinen hebräischen Lesern das seltene Privileg bieten wolle, einen damals vieldiskutierten ägyptischen Roman zu lesen. Als dessen Autor sich weigerte, das Buch ins Hebräische übersetzen und in Israel veröffentlichen zu lassen, übernahm ein Freiwilliger die Übersetzung, und das IPCRI wollte sie kostenlos anbieten, um das kulturelle Bewusstsein und das wechselseitige Verständnis in der Region zu erweitern. Der Autor war aufgrund seiner Haltung zu Israel darüber zutiefst frustriert. Er beschuldigte das IPCRI und den Übersetzer der Piraterie und des Diebstahls und reichte eine Beschwerde bei der International Publishers Association ein. Sein gutes Recht. Aber was bedeutet seine gegen jede Normalisierung des arabisch-israelischen Verhältnisses gerichtete Handlung?
Die Entführung der deutschen Kulturmanagerin Hella Mewis am Montagabend, 20. Juli 2020, kam überraschend. 2015 hat sie in Bagdad ein Kulturhaus gegründet, das die Arbeit junger irakischer Künstler*innen fördert.
Über die Arbeit von Hella Mewis hat Christoph Leibold mit Najem Wali am 22. Juli 2020 im BR gesprochen. Wali lebt in Berlin und war regelmäßig in Mewis‘ Kulturhaus „Bait Tarkib“ für Lesungen zu Gast. Zudem arbeitet er gemeinsam mit ihr an einer literarischen Reise-Anthologie über Bagdad. Das Gespräch HÖREN und LESEN SIE HIER
Am Dienstag, 21. Juli 2020, brachte MDR aktuell ebenfalls ein Statement von Najem Wali zur Entführung der Kulturmanagerin Hella Mewis.
Nach fünf Tagen im Schockzustand über Hella Mewis‘ Entführung, fünf Tagen des angespannten Wartens und der Sorge, nun einmal eine freudige Nachricht aus Bagdad: Hella Mewis ist wieder frei! Welche Bedeutung hat ihre Arbeit für die jungen Künstler vor Ort?
Irakische Kulturszene Auf den ersten Blick herrscht heute Demokratie Ich kenne Hella Mewis, diese wunderbare Frau, seit 2011, als sie von Kairo nach Bagdad kam, sich in die Stadt verliebte und beschloss, allen Gefahren zum Trotz, zu bleiben. Im Jahr 2015 eröffnete sie dort das „Bait Tarkib“ („Haus der Gestaltung“), ein Zentrum für junge Künstler.
Im Frühling 2014 veranstaltete sie mit mir in der Ruine des ehemaligen Gerichtsgebäudes in der Mutanabbi-Straße die erste Lesung aus meinem Roman „Bagdad Marlboro“, in Deutsch und Arabisch. Ich weiß noch, wie sie auf dem Weg dorthin wegen des dichten Verkehrs aus dem Taxi steigen und zu Fuß weitergehen wollte. Aus Sorge um sie zögerte ich zunächst, denn wir mussten durch ein ärmeres Viertel mit engen Gassen. Doch zu meiner Überraschung kannten die Menschen sie dort. Alte Leute, die vor ihren Häusern in der Sonne saßen, standen auf und begrüßten sie: „Willkommen, Madame!“ In fast allen Bagdader Geschäften und Klubs war Hella bekannt und respektiert. „Sie brauchen keinen Ausweis, Hella ist Ihre ID“, hieß es in meine Richtung von sämtlichen Wachleuten.
Nora Gomringer macht sich im Radio Bremen Gedanken über das Bangen, die Ohnmacht und die Sorge im Entführungsfall der Kulturvermittlerin Hella Mewis in Bagdad – einer wichtigen Brückenbauerin.
Ihr Kulturzentrum Beit Tarkib in Bagdad war Anlaufpunkt für junge Künstler und Rebellen. Aus Anteilnahme ist Hella Mewis ihnen auf Demonstrationen gefolgt, sagt der irakische Schriftsteller Najem Wali, ein Freund der entführten deutschen Kuratorin.
Auf eigene Initiative hin hat Hella Mewis in der irakischen Hauptstadt 2015 das Kulturzentrum Beit Tarkib gegründet, erinnert sich der in Berlin lebende Schriftsteller Najem Wali. 1956 im irakischen Basra geboren, flüchtete er 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland. „Hella war in Bagdad verliebt.“ Die beiden kannten sich persönlich. In dem Kulturzentrum habe sie einen Traum verwirklicht.
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