Proteste im Irak: Schiiten gegen Schiiten

In der Süddeutschen Zeitung schreibt Najem Wali in einem Gastbeitrag darüber, was die Widerstände im Irak von anderen arabischen Aufständen unterscheidet. Welche Mächte sich einmischen. Und warum die Bewegung zum Scheitern verurteilt ist. (SZ, 7. November 2019)

Aufstand der Jugend - die Unruhen in Bagdad begannen mit Tuktuk-Fahrern und Straßenverkäufern. (Foto: Khalid Mohammed/dpa)
Aufstand der Jugend – die Unruhen in Bagdad begannen mit Tuktuk-Fahrern und Straßenverkäufern. (Foto: Khalid Mohammed/dpa)

Als Erste erhoben sich die Jugendlichen aus den Slums von Bagdad, aus Thawra, Schula, Hurrija. Sie waren Straßenverkäufer und Fahrer von Tuk-Tuks, Motorradtaxis. Die Regierung hatte ihre selbstgebauten Elendshütten niederreißen lassen und den Straßenverkauf verboten, dann schränkte sie die Tuk-Tuk-Routen durch die Stadt ein. Wo und wovon sollten sie leben? Das war Anfang Oktober.

Die Aufständischen besetzten den Tahrir-Platz und andere Flächen der irakischen Hauptstadt, und etwas Seltsames geschah. Bislang galten Straßenverkäufer und Tuk-Tuk-Fahrer als „Schmarotzer“, die vom Chaos profitierten und rote Ampeln überfuhren. Aber nun sang die Presse Loblieder auf die jungen Menschen. Frauen und Männer, Intellektuelle und einfache Bürger priesen ihren Mut, ihre Großzügigkeit und Opferbereitschaft, weil sie heldenmütig die Verletzten ins Krankenhaus brachten.

Kulturgeschichten

PortraitWaliNajem Wali spricht am 21. November 2019 in Berlin mit dem Journalisten Michel Abdollahi über seine Biografie, sein Werk und die Bedeutung kultureller Vielfalt für unsere Gesellschaft. In seinen Romanen und Erzählungen entwirft Wali ein vielschichtiges Bild seiner Heimat. In seinen journalistischen Beiträgen ist er kritischer Kommentator des gesellschaftspolitischen Geschehens in Deutschland und der arabischen Welt. KULTURGESCHICHTEN ist eine Veranstaltungsreihe der Konrad Adenauer Stiftung. Weitere Informationen dazu finden Sie HIER.

RTL Télé Luxemburg interviewt Najem Wali

Was bedeutet Engagement? Wie lebt man im Exil? Ein Gespräch über Flucht, Gesellschaft und Kultur

Foto: Mudam Luxxembourg
Foto: Mudam Luxembourg

Anlässlich der NACHT DER IDEEN in Luxembourg sprach Caroline Mart, Journalistin des Senders RTL Télé Luxemburg, mit Najem Wali über seine Erfahrungen mit Flucht und Exil. Das ganze Interview in deutscher Sprache sehen Sie HIER

Das luxemburgische Radio 100,7 lud Najem Wali anlässlich der NACHT DER IDEEN zu einem ausführlichen Gepräch über Literatur und sein Leben im Exil in sein Studio. Das Interview in deutscher Sprache hören Sie HIER

Im Studio von Radio 100,7
Im Studio von Radio 100,7

 

Die Nacht der Ideen

Najem Wali ist zu der NACHT DER IDEEN eingeladen, eine Veranstaltung, die bereits in über 100 Städten rund um den Globus organisiert wurde und in diesem Jahr am 31. Januar 2019 im Mudam, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg, stattfindet. Das Thema dieses Jahres lautet: „Face au présent – Der Gegenwart gegenüber”. Als gemeinschaftliches Projekt des Institut français du Luxembourg, des Institut Pierre Werner und des Institut français Saarbrücken bietet dieser Abend eine Gelegenheit, gemeinsam über den Begriff des Engagements nachzudenken und sich auszutauschen.

Wie kann man, als Einzelner oder in der Gemeinschaft, dem begegnen, was unsere Zeit von uns verlangt? Was bedeutet es, angesichts der Krisen und großer Dringlichkeiten „engagiert” zu sein? Welche Formen von Engagement gibt es in Luxemburg, in der Großregion und auf internationalem Niveau? Wer ist es, der sich engagiert, und warum entscheiden sie sich für ihr Engagement?

Vom Widerstand einer Frau gegen die Schikanen ihrer Heimat

100Verbote und Zwangsheirat: Eine junge Frau rebelliert gegen das saudi-arabische Patriachat

Buchbesprechung zu SARAS STUNDE von Ulrike Baureithel
Der Tagesspiegel, 27. Juli 2018

Walis Heldin ist eine jener unerschrockenen Frauen in der arabischen Welt, von denen der Autor sagt, sie „kämpfen mit einem Körper aus Glas gegen den Stein“. Insbesondere in der Ostprovinz, wo die saudischen Mädchen durch die Folgen des Golfkriegs mit den freier erzogenen Flüchtlingsfrauen aus Kuwait in Kontakt kommen, erhebt sich Widerspruch. Sara fühlt sich zum Entsetzen ihres Vaters zu einem Handwerker hingezogen, eine Unmöglichkeit in der sozial extrem segregierten und hierarchischen saudischen Gesellschaft. Wali entwirft ein differenziertes Bild der saudisch-arabischen Gesellschaft. Eingebettet in die turbulenten Ereignisse seit 1980, die den Krieg ins eigene Land tragen, hat Saras Schicksal etwas Exemplarisches.
Die ausführliche Rezension lesen Sie HIER

Aufstand gegen den Tugendzwang

Sara ist keine politische Aktivistin, sie will keine großen Umwälzungen. Sie möchte „nur“ ein selbstbestimmtes Leben führen – in Saudi-Arabien auch eine Art von Revolution.

Alles in Saras Welt ist streng geregelt und vorgegeben. Jeder hat seine Aufgaben zu erledigen, seine Rollen auszufüllen, seine Grenzen einzuhalten. Innerhalb dieses Regelwerks hat Sara sich zu bewegen und ihr Leben zu arrangieren. In „Saras Stunde“ erzählt der Autor Najem Wali vom stillen Aufbegehren einer jungen Frau in Saudi-Arabien gegen die Scheinheiligkeit der Männergesellschaft.

DIE PRESSE, 26. Mai 2018
Die ganze Buchbesprechung von Irene Zöch finden Sie HIER

Najem Wali und Sibylle Lewitscharoff im SPIEGEL – Gespräch

Najem Wali und Sibylle Lewitscharoff reden über das Kreuz, die Vollverschleierung – und die letzten Fragen sowieso.
Foto: Wolfgagn Stahr/DER SPIEGEL
Foto: Wolfgang Stahr/DER SPIEGEL

Die beiden ha­ben für ihr Buch »Abra­ham trifft Ibra­him. Streif­zü­ge durch Bi­bel und Ko­ran« neun Ge­stal­ten aus­ge­wählt, von Eva, Abra­ham und Mose über Lot, Hiob, Jona, Kö­nig Sa­lo­mo, die Jung­frau Ma­ria bis zum Teu­fel(*). De­ren Ge­schich­ten ge­hen sie ab­wech­selnd aus je ei­ge­ner Sicht nach. Ihr li­te­ra­risch-phi­lo­so­phi­scher Dia­log zwi­schen den Welt­re­li­gio­nen be­rührt die ewi­gen Mensch­heits­fra­gen Schuld und Ge­rech­tig­keit, Stra­fe und Er­bar­men, Ge­walt und Ver­söh­nung eben­so wie die Kri­sen un­se­rer Zeit.
DER SPIEGEL 19/2018. Das ganze Gespräch lesen Sie HIER

SARAS STUNDE auf Bestsellerliste Nummer 1

IJamalonm arabischen Raum gibt es diverse Onlineseiten zum Bücherverkauf, die größten heißen www.neelwafurat.com (Nil und Euphrat) und www.jamalon.com (Jamalon). Bei beiden steht SARAS STUNDE (Originaltitel ITHM SARA – SARA´S SIN) ganz oben auf der Bestsellerliste. Endlich im Reich der Bestsellerautoren! Und mit was für einem Roman? Einem Roman über eine rebellische Frau. Das zeigt, wie weit die arabische Gesellschaft durstig ist nach solchen Themen, nach solchen Frauen…

Bittere Wirklichkeit in Saudi-Arabien

Najem Wali hat mit SARAs STUNDE wieder einen fulminanten, wunderbar erzählten Roman geschrieben, der die aktuellen Ereignisse, das scheinbare Tauwetter in Saudi-Arabien besser verstehen hilft.“

Buchtipp von Mario Scalla, hr2-kultur, Kulturfrühstück, 5. 4. 2018
In SARAs STUNDE wechselt Najem Wali den Schauplatz, verlässt den Irak, Land seiner Geburt und bevorzugter Ort seiner Romane, und führt uns nach Saudi-Arabien. Die Widersprüche treten zutage – Alt gegen Jung, Geschäft gegen Religion, Mann gegen Frau. Die ganze Rezension hören Sie HIER

8. März 2018, Graz

Am 8. März 2018 schlug SARAS STUNDE. Im Afro-Asiatischen Institut Graz stellte Najem Wali anlässlich des Internationalen Frauentages seinen neuen Roman über eine rebellische junge Generation in Saudi-Arabien, dem Königreich des Sandes, einem interessierten Publikum vor. Ninja Reichert vom Schauspielhaus Graz interpretierte einige Passagen des Buches, und Imogena Doderer von der Kulturredaktion des ORF fragte den Schriftsteller nach seiner Motivation, einen „Frauenroman“ über Gewalt, Macht und die Scheinheiligkeit in einer hemmungslos korrupten Gesellschaft zu schreiben.

Literaturkritik: Tugendterroristen

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foto: cp-pictures

„Dieses Mädchen macht mir Angst“, sagt der Vater in Najem Walis Roman SARAs STUNDE über seine Tochter. Die Geschichte eines gerechten Mordes.
Literaturkritik in DER SPIEGEL 9/2018
von Lothar Gorris

Der Schriftsteller Najem Wali ist eine Art Satellit der arabischen Literatur, eine Stimme, die hinunterfunkt in eine Welt der Ungerechtigkeit. Anfang der Achtzigerjahre flüchtete er nach Deutschland. Seine Bücher schreibt er auf Arabisch. Fast alle wurden zuerst von seinem Verlag in Beirut veröffentlicht und erst später ins Deutsche übertragen. Ein Autor der arabischen Postmoderne, der sich selbst in seinen Büchern auftreten lässt und in orientalischen Schlaufen erzählt. Vor allem ist Wali ein Autor, der den Tabubruch sucht. SARAs STUNDE ist ein einziger Tabubruch. Die ausführliche Literaturkritik lesen Sie HIER

Die Angst vor dem Schrei

Ein weiter Weg: Najem Wali erzählt von „Saras Stunde“

F.A.Z. – Literatur und Sachbuch, 06.03.2018 100
von Lena Bopp

Zuletzt war aus Saudi-Arabien manch Gutes zu hören. Vom kommenden Sommer an soll es Frauen erlaubt sein, Auto zu fahren. Fürs Frühjahr wurde die Eröffnung des ersten Kinos angekündigt. Und schon vor einigen Wochen trat die libanesische Sängerin Hiba Tawaji beim ersten Popkonzert für Frauen in Riad auf. MBS, wie der Kronprinz Mohammed Bin Salman genannt wird, scheint es ernst zu meinen mit der angekündigten Modernisierung des Landes, die neben wirtschaftlichen manch heikle gesellschaftliche Felder betrifft.

Hierzulande erscheint in diesen Tagen allerdings ein Roman, der den guten Nachrichten aus Saudi-Arabien misstraut. Najem Wali, 1956 im Irak geboren und in den achtziger Jahren nach Deutschland ausgewandert, hat mit „Saras Stunde“ ein Buch geschrieben, in dem Saudi-Arabien als jenes „Königreich der Finsternis“ beschrieben wird, von dem spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September viel die Rede war. Mag sein, dass seine Protagonistin Sara auf eine Schule gehen darf, in der die Mädchen von den Jungen zumindest in den ersten Schuljahren nicht getrennt sind. Und dass man ihr gestattet, mit ihrer Freundin Alhanuf durch das Loch im Schulhofzaun zu entwischen, um sich im benachbarten Garten niederzulassen. Aber all die Nachsicht, die Saras Vater, ein im Kuweit-Krieg zu Reichtum gekommener Spediteur, seiner Lieblingstochter gewährt, schützt sie nicht vor den konservativen Kräften in ihrem Land…

STILBRUCH – Das Kulturmagazin

Najem Wali spricht im rbb Kulturmagzin STILBRUCH über seinen neuen Roman SARAs STUNDE. Saras Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. „Ich habe viele Geschichten gehört. Ich habe natürlich verschiedene Geschichten gehört. Meine Sara im Roman ist die Summe dieser Geschichten. Wenn Sie mich fragen, was war das für mich. Ich sage: Die Antwort ist mein Roman, dass durch den Roman die Frauen jetzt eine Stimme haben.“

So 25.02.2018 | 22:05 | rbb | Stilbruch – Das Kulturmagazin

SARAs STUNDE

Eine Frau rechnet mit der scheinheiligen Männergesellschaft in Saudi-Arabien ab.

SARA_DRKSARA, die Heldin in Najem Walis neuem Roman, steht für eine neue Frauengeneration in Saudi-Arabien. In seinem Roman rechnet die junge Frau mit der scheinheiligen Männergesellschaft in ihrem Land ab. Ihr Onkel, ein Salafist, hat ihr Leben zerstört – nun ist sie zurück und will Rache.
Im Gespräch mit Frank Meyer im DEUTSCHLANDFUNK KULTUR erklärt der Exil-Iraker Najem Wali, weshalb er einen Roman aus Saudi-Arabien schreibt. Das ganze Gespräch können Sie hier HÖREN oder NACHLESEN

Plädoyer für die Mitmenschlichkeit

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Sachbuch-Favorit: Najem Wali: DIE BALKANROUTE
Walis „Balkanroute“ sei allen empfohlen, die sich wirklich ein Bild machen wollen. Das Buch ist ein starkes Plädoyer für Mitmenschlichkeit und ein Hinweisgeber dafür, wie Europa es in Zukunft besser machen kann.
Mirko Schwanitz (Bayern 2 – Favoriten, 23. 1. 2018)
Die ganze Buchbesprechung zum Nachlesen finden Sie HIER

Die Balkanroute – Fluch und Segen der Jahrtausende

Kulturraum, Wirtschaftsstandort und Terrain menschlicher Träume: Najem Wali bereist die Balkanroute.
Eine Buchrezension von Dirk Hohnsträter Cover Balkanroute
WDR3 Mosaik, 10. 1. 2018

„Jeder Flüchtling hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Fluchterfahrungen, und was auch immer an Einzelheiten davon erzählt werden mag – es wird niemals ausreichen zu vermitteln, was er im Augenblick der Flucht empfunden hat.“ Najem Wali bricht auf. Er macht sich auf den Weg zu jenen, die an die Türen unseres Wohlstands klopfen, er bereist jene Nahtstelle zwischen der Türkei und Griechenland, zwischen Orient und Okzident, die man die Balkanroute nennt. „Und ich war meiner selbst überdrüssig, der ich mein alltägliches Leben lebte, als gäbe es nichts außerhalb der Wohlstandsblase dieses behaglichen Daseins. Denn wir tafeln bis zur Übersättigung, trinken bis zum Rausch, schwadronieren über alberne, nichtige Probleme, und Millionen von Menschen klopfen an unsere Türen, verlangen Hilfe und Rettung.“

Die ganze Sendung können Sie hier HÖREN oder NACHLESEN.

Die Balkanroute – Über Flucht und Bewegung

Im Sommer 2015 kamen hunderttausende Flüchtlinge über die Balkanroute nach Deutschland. Der Weg vom Nahen Osten nach Europa wurde zum Sinnbild für die Not von Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Najem Wali hat ein Buch über die Balkanroute geschrieben. Der gebürtige Iraker kam einst selbst auf diesem Weg nach Deutschland.
Eine Buchbesprechung von Marc Engelhardt

Eins stellt der in Basra geborene Najem Wali gleich zu Beginn dieses schmalen Buchs klar: Seine Flucht aus dem Irak vor mittlerweile 37 Jahren lässt sich nicht vergleichen mit den Strapazen derjenigen, die sich im Sommer 2015 auf den Weg nach Deutschland machten.

Wali reiste mit gefälschten Papieren, mit dem Zug von Istanbul über Sofia, Belgrad, Budapest und Prag nach Berlin, ohne Schleuser. Vergleichsweise komfortabel nennt er seine eigene Flucht. Vielleicht deshalb zwangen ihn die Fernsehbilder vor zwei Jahren geradezu, auf die Balkanroute zurückzukehren. „Mit einem Mal war mir klar, dass ich diese Reise unternehmen musste, die ich, ich weiß nicht wie viele Male schon, hatte in Angriff nehmen wollen. Ich musste die Sache mit eigenen Augen sehen, denn ich hatte genug von den Nachrichten und Sondersendungen auf allen Fernsehkanälen, die immerzu Bilder von verlorenen Gestalten aus dem Lager Idomeni und vor der abgeriegelten Grenze zu Mazedonien brachten oder aber von den Leichen der im Meer Ertrunkenen. Ich wollte reale Menschen sehen.“ 

DIE BALKANROUTE – Fluch und Segen der Jahrtausende

Cover Balkanroute1Das neue Buch DIE BALKANROUTE von Najem Wali ist erschienen!

Angeregt durch die Flüchtlingsströme bereist Wali die Balkanroute und begibt sich im Gebiet zwischen der Türkei und Griechenland an die Nahtstelle zwischen Orient und Okzident. In seinem sehr persönlichen Bericht erzählt er von seinen Eindrücken, seinen Begegnungen mit Vertriebenen, Schutzsuchenden und Zurückgebliebenen und von der bewegten Geschichte der Levante, in der sich seit jeher reicher kultureller Austausch mit blutigen Vertreibungen abwechselten. (Mattes & Seitz Berlin, Reihe: punktum, 175 Seiten, September 2017)

Interviews und Besprechungen zum Buch sind zu hören im DeutschlandfunkSWR2ORF Ö1Deutschlandfunk Kultur, sowie nachzulesen im FALTER.

Das also ist Bagdad? Echt jetzt?

Die Erfindung Bagdads
Café in Bagdad
Café Shabender in der Mutanabbi-Straße

Ein Exilant zu sein heißt: Die Fremde ist keine Heimat geworden, und die Frage nach einer Rückkehr wartet immer noch auf Antwort. „Das System Saddams ist weg“, sagt Wali, „aber die Gebäude und die Institutionen gibt es noch. Vielleicht sogar mit denselben Leuten.“

Der SPIEGEL Autor Lothar Gorris begleitete Najem Wali auf einer Reise nach Bagdad. Seinen Artikel über die Begegnung mit einer von Terror zerrissenen und verrottenden Stadt lesen Sie HIER Die Erfindung Bagdads – DER SPIEGEL

Die Erfindung Bagdads

EXIL

Seit fast 40 Jahren lebt der im Irak geborene Schriftsteller Najem Wali in Deutschland, einem Paradies von Freiheit, Wohlstand, Demokratie. Sein Herz blieb zurück in einer von Terror zerrissenen und verrottenden Stadt, die Leute braucht wie ihn.

Najem Wali mit Lothar Gorris in der Raschid-Straße
Najem Wali mit Lothar Gorris in der Raschid-Straße

Für die Deutschen ist Wali ein Iraker. Für die Iraker ein Deutscher. Er selbst beharrt darauf, ein Exilant zu sein. Die Entfernung zwischen Exil und Heimat misst sich nicht in Metern, sondern in Jahren. Von Lothar Gorris

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL (Ausgabe 28/2017).

„Ich werde die Erfindung der Stadt unverdrossen fortsetzen. Mein ganzes Leben, bis zum Grab, will ich dieser Erfindung weihen, der Erfindung Bagdads.“ Najem Wali erzählt über sein Bagdad

Literarischer Jahresrückblick in der ARD

Das Literatur-Jahr 2016: Die besten Bücher

Dezember, nasskaltes graues Wetter draußen, das Schaufenster einer Buchhandlung in Berlin Prenzlauer Berg. Genau. Es ist wieder einmal Zeit für den literarischen Jahresrückblick. Diesmal mit dem Schriftsteller Najem Wali und dem Verleger Andreas Rötzer von Matthes & Seitz Berlin befragt und begleitet von Anne Kathrin Thüringer.

Schreiben als Antwort

„Creative Writing“-Kurs im Irak mit-den-teilnehmerin-der-trainer-ist-der-einzige-mann

LESART Deutschlandradio Kultur
Najem Wali im Gespräch mit Joachim Scholl

Wali sieht die intellektuelle Kultur im Irak wachsen, und die Frauen seien daran mehr als die Männer beteiligt. Gerade ist er aus Erbil zurückgekehrt, wo er „Creative Writing“ gelehrt hat. In seinem Kurs saßen 20 Frauen, von überall her aus dem Irak anreisten. Fünf Tage, in denen Wali hauptsächlich journalistisches Schreiben mit seinen Schülerinnen übte: vom Essay bis zur Reportage. Erstaunt war er über die Themen, die sich die Frauen aussuchten: Homosexualität beispielsweise. Ein Drittel von ihnen wird vermutlich weiterschreiben, berichtete Wali im Deutschlandradio Kultur. Aber auch für die anderen sei der Besuch des Kurses nicht umsonst gewesen: Diskussionen und der Austausch untereinander hätten alle beeinflusst. Den ganzen Beitrag hören Sie HIER

Zeitenwende in den USA?

„Populismus und Demagogie haben gewonnen.“, sagt Najem Wali im Interview mit Radio Bremen. „Als ob das Volk seinen Peiniger selbst wählt.“

Das ist aber nicht neu in den USA. Das war bei Bush junior genauso, nachdem er mit Lügen einen Krieg gegen den Irak begonnen hat. Trump im Weißen Haus, das ist noch mehr Grund für mich, schöne Literatur zu schreiben. Das ist die einzige Form wie man als Mensch, der nur den Stift als Waffe hat, darauf reagieren kann. Was kann man sonst machen, außer Artikel schreiben, sich mehr engagieren und neue Kontakte zu suchen? Man darf nicht aufgeben, die liberalen Kräfte müssen sich neu formieren und eine Front gegen diesen populistischen Aufmarsch bilden. Vielleicht ist diese Wahl auch ein Weckruf. Es ist die Zeit gekommen für alle, die liberal denken, die für eine offene Welt eintreten, sich neu zu formieren. In den 80ern gab es eine starke Friedensbewegung, vielleicht ist jetzt wieder die Zeit für eine neue, starke Friedensbewegung.

„Bedeutet die Wahl von Donald Trump auch eine Zeitenwende für die Welt, für die Menschenrechte und die Demokratie?“, fragt Inken Steen in der Sendereihe Buchpiloten Najem Wali. Das ganze Interview hören Sie HIER

„Wer töten will, braucht eine Ideologie des Hasses.“

„Wer töten will, braucht eine Ideologie des Hasses“, meint Najem Wali, und diese muss nicht immer religiös motiviert sein.

Der 11. September 2001 markiert für viele Menschen eine Zäsur. Bei den von islamistisch-motivierten Terroristen aus Al Qaida-Kreisen organisierten Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon kamen mehr als 3.000 Menschen ums Leben. Sie versetzten eine Nation in Schock und stürzten Amerika in einen Krieg gegen den Terror.

Najem Wali nähert sich in seinem neuen Buch „Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott“ dem Terrorismus von Seiten der Literaturgeschichte und versucht, eine Kulturgeschichte des Terrorismus zu verfassen. Der Terror sei oft als Phänomen der jüngeren Gegenwart verstanden worden, dabei sei völlig in Vergessenheit geraten, dass er schon immer Stoff für große Literaten, für Hemingway, Sartre, Dostojewski oder Büchner, gewesen ist.

Am 15. Jahrestag des 11. Septembers spricht Karin Fischer mit Najem Wali. Das ganze Gespräch hören Sie HIER
Kulturfragen im Deutschlandfunk, 11. September 2016

Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott

cover_1843Mein neues Buch „Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott.“ ist eine Kulturgeschichte des Terrorismus, ein literarisches Sachbuch, wie ich es nennen würde. Die Welt dreht sich einfach schneller, als ich einen Roman schreiben kann. Zudem ist es ungleich schwerer meinen Protagonisten etwas in den Mund zu legen, als es einfach selbst zu sagen. Im Roman verstecke ich das, was ich sagen will. Der Leser soll die Aussage finden und die Aussage soll wiederum zeitlos sein. Ein Sachbuch erlaubt es mir, direkter zu sein. Schriftsteller verstecken sich oft hinter sich selbst, sinnieren über ihr eigenes Leben. Hin und wieder sollte man allerdings über den Tellerrand schauen, seine Worte den aktuellen Ereignissen widmen und so Verantwortung übernehmen.

Mit „Im Kopf des Terrors“ erlaube ich mir, direkt zu sein. Ich nähere mich den Themen Terrorismus und Gewalt von Seiten der Literaturgeschichte. Weil wir den Terror oft als ein Phänomen der jüngeren Gegenwart verstehen und vielleicht auch verstehen wollen, ist mittlerweile völlig in Vergessenheit geraten, dass er schon immer Stoff für große Literaten, für Hemingway, Sartre, Dostojewski oder Büchner, gewesen ist.

Mein Buch soll nachdenklich machen, weil das Thema Terror komplex ist und wir uns zu oft mit eindimensionalen Erklärungen zufrieden geben. Was ich für besonders gefährlich halte, ist, dass wir stets versuchen den Terror als etwas Unnatürliches darzustellen und die Terroristen zu entmenschlichen – entweder indem wir sagen, dass sie krank sind oder dass sie einer kranken Ideologie folgen.

Ich freue mich, dass „Im Kopf des Terrors“ nun erscheint und hoffe auf eine angeregte Diskussion!

Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott. Von Najem Wali. Aus dem Arabischen von Markus Lemke. S. 160, Residenz Verlag, Salzburg, 2016.

Selbsternannte Herrscher über Leben und Tod

Was geht in den Köpfen von Terroristen vor? Damit beschäftigt sich Najem Wali in seinem neuen Buch „Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott“.

Najem Wali im Gespräch mit Sigrid Brinkmann
Deutschlandradio Kultur, 1. September 2016

Terroristen, die mit einem Fahrzeug in eine Menschenmenge fahren, Bombenleger und Selbstmordattentäter gehören mittlerweile zu unseren Schreckensbildern. Doch was geht in den Köpfen der Täter vor, was macht sie zu selbsternannten Herrschern über Leben und Tod? Sein Buch beginnt mit einem schockierenden  Ereignis: Vor knapp drei Jahren sprengten sich in Bagdad vier deutsche Selbstmordattentäter in die Luft. Für den Autor war das eine Art Initialzündung für das Nachdenken und Schreiben, so erzählt er im Deutschlandradio Kultur:  „Für mich war dieses Phänomen wirklich eine Herausforderung. Ich wollte wissen, warum diese Jugendlichen das tun.“ 

Das ganze Interview hören Sie HIER:

Deutscher Buchpreis – Longlist 2016

Die Longlist für den Deutschen Buchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels steht fest. 20 Titel hat die siebenköpfige Jury ausgewählt. Najem Wali spricht im Deutschlandradio Kultur über seine Erfahrungen als einziger Schriftsteller in der Jury. 

Dass die Wahl des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ihn, den Schriftsteller, für die Jury ausgewählt habe, sei ein „besonderer Fall“, sagt er im Interview. Da er nicht auf Deutsch, sondern in seiner Muttersprache Arabisch schreibe, sei er „keine Konkurrenz für die nominierten Autoren“ und somit auch nicht befangen in seinem Urteil. Außerdem habe der Börsenverein ein Zeichen setzen wollen „in diesen hitzigen Zeiten“: Auch er habe sein Leben in Deutschland vor 35 Jahren neu begonnen, nachdem er ins Exil gehen musste, sagte der studierte Germanist.

Foto: Claus Setzer
Foto: Claus Setzer

Das ganze Interview mit Najem Wali in der Sendung „Studio 9“ hören Sie HIER: