BEGIN TYPING YOUR SEARCH ABOVE AND PRESS RETURN TO SEARCH. PRESS ESC TO CANCEL

Schreiben ist Freiheit

Ein Interview von Stefan Berkholz erschienen im nd

nd-aktuell: Im Vorwort zur Anthologie »25 Jahre Writers in Exile« schreiben Sie, viele große Werke der Weltliteratur seien im Exil geschrieben worden, aber sie handelten nicht vom geografischen Exil, sondern erzählen von der Idee der ewigen Verbannung des Menschen und seiner Heimatlosigkeit in der Gesellschaft. Jeder Künstler sei ein Verbannter. Betrachten Sie das Exil als Heimat des Schriftstellers?
Wali: Ja, Exil ist Heimat für mich … Adam und Eva sind die Ururgroßeltern von uns. Als sie ins Exil geschickt wurden, aus dem Paradies verbannt, konnten sie nicht mehr zurück. Und wir sind die Frucht dieser Verbannung.

nd-aktuell: Die türkische Schriftstellerin Aslı Erdoğan gibt in vielen Texten ihrer Verlorenheit in der Welt eine Stimme. Die 57-Jährige ist in ihrer Heimat verfolgt worden, wurde inhaftiert und gefoltert und lebt nunmehr seit Jahren in Deutschland. Erdoğan wirkt wie ein Symbol für das Unglück von Vertriebenen, in einem Text von ihr kann man davon lesen. Dagegen setzen Sie hoffnungsvolle Zeichen, wenn Sie über »Freiheit und Exil« nachdenken.
Wali: Ich glaube, ein Autor muss Weltenbummler sein. Er ist immer ein Reisender, im Kopf oder durch die Welt. Und das Schreiben, Literatur ist Freiheit.

nd-aktuell: Klingt das nicht allzu optimistisch?
Wali: Exil ist eine Übung. In den 45 Jahren seit meiner Flucht habe ich vieles erlebt – und ich fürchte weniger. Daher kommt dieser Geist des Widerstands. Dank des Exils gibt es diese Freiheit. Für mich sind Literatur und das Schreiben Freiheit. Wenn ich das Exil betrachte, dann ist es für mich ein positiver Ort, nicht negativ.