Der irakisch-deutsche Schriftsteller Najem Wali sorgt sich um seine Schwester, die in Bagdad lebt. Für SPIEGEL ONLINE beschreibt er den Überlebenskampf eines Volkes, das schutzlos den Gotteskriegern ausgeliefert ist.
13. Juni 2014
Bei meinem letzten Besuch im Irak, im März 2014, war meine Schwester traurig und auch ein wenig sauer auf mich, weil ich, statt bei ihr zu wohnen, das in der Innenstadt liegende Hotel Bagdad auswählte. Nur mit Mühe konnte ich sie überreden, meine Lesung am al-Kischla in der Mutanabbi-Straße zu besuchen, der Buchhandelsstraße, einer der ältesten Straßen Bagdads.
Meine Schwester wohnt in der Peripherie von Bagdad in der Nähe des Internationalen Flughafens im Nordwesten der Stadt, und die Fahrt von ihrem Haus bis zum Zentrum dauert mit dem Auto zwischen einer bis zu zwei Stunden. Am Ende kam sie dann doch rechtzeitig mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen. Sie war zwar froh, mich zu sehen, aber bis zu unserem Abschied enttäuscht, weil ich sie nicht zu Hause besuchen konnte.