Ex-Böckler-Stipendiat Najem Wali über seine Erfahrungen in Israel, den Boykott der arabischen Presse und die Rolle der Gewerkschaften im Friedensprozess
Das Gespräch führte FRANK ZIRPINS, Journalist in Köln.
Herr Wali, wie sind Sie als Schriftsteller mit irakischen Wurzeln auf die Idee gekommen, in das Land zu reisen, das in der ganzen arabisch-islamischen Welt das Böse verkörpert – nach Israel?
Ich war schon als Kind neugierig, was das für ein Land ist, das man als Feind bezeichnet. Nachdem ich den deutschen Pass bekommen hatte, habe ich bei jeder Gelegenheit versucht, dorthin zu fahren. Vor rund 15 Jahren gründete sich bei der Hans-Böckler-Stiftung eine Gruppe, die Austauschbesuche mit Israel organisierte. Aber die Teilnehmerzahl war begrenzt. Im Oktober 2006 lud mich Amatzia Baram, Historiker an der Universität Haifa, zur Konferenz „Quo vadis, Irak?“ ein. Da habe ich mir gedacht, jetzt kommt der Moment. Ich habe meinen Verlag angerufen und denen erzählt: „Ich habe eine Einladung für eine Woche, aber das ist zu wenig, ich werde versuchen, auf eigene Kosten sechs Wochen durch das Land zu reisen. Es ist ein Abenteuer, aber vielleicht kommt ein Buch dabei heraus.“ Mein Verleger hat gesagt: „Bist du verrückt?“ „Ja“, habe ich gesagt, und er sagte: „Mach das.“
Wie hat denn Ihr Umfeld reagiert, Ihre Familie, die im Irak lebt?