Woche der Meinungsfreiheit

Meinungsfreiheit ist mehr als meine Meinung!

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Copyright © Olaf Deneberger & Natalie Färber | Delusions of Grandeur

Elf PUNKTE vereint die Charta der Meinungsfreiheit, die zum Schutz und zur Förderung der offenen Debattenkultur beiträgt. Ihre Unterzeichnung ist eine Selbstverpflichtung die festgeschriebenen Leitsätze anzuerkennen, nach ihnen zu handeln und sie in das eigene Umfeld und Netzwerk zu tragen.

Unterzeichnen Sie jetzt!

10 Jahre Arabellion und andere Aufstände

Die Arabellion, besser bekannt als „Arabischer Frühling“, bezeichnet eine Serie von Aufständen, Protesten und Revolutionen in der arabischen Welt, die im Jahr 2010 begann.

Über die Bedeutung der Arabellion lässt sich streiten, ebenso über ihre Bilanz: Nur in einem einzigen Land hat sich seit 2011 eine fragile Demokratie entwickelt. Deutlich mehr Länder der Region sind im Krieg versunken oder erlebten die Wiederherstellung repressiver und autoritärer Regime. Es folgten bis in die jüngste Zeit weitere Aufstände und Massenproteste in Ländern, die anfangs nicht betroffen waren. Die Umstände und Auslöser waren und sind sehr unterschiedlich, aber stets von dem Wunsch nach Wandel getrieben.

Wie entstehen gesellschaftliche Veränderungen? Zeigen Aufstände und Proteste in Politik, Staat und Gesellschaft Alternativen auf? Sind sie der Beginn einer Zeitenwende?

Darüber diskutieren am 18. März 2021 live in der Bundeskunsthalle
Iryna Herasimovich, belarussische Übersetzerin, Essayistin und Kuratorin
Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußenminister
Najem Wali, deutsch-irakischer Schriftsteller
Martin Kobler, ehemaliger deutscher Diplomat
Moderation: Sabine Christiansen

Ab 19 Uhr live auf www.bundeskunsthalle.de/live
und später auf Abruf unter www.bundeskunsthalle.de/mediathek

Wie man zum Geächteten wird

Es ist viel die Rede von Fortschritten im Nahost-Friedensprozess, doch gerade unter arabischen Intellektuellen wird weiter gegen Israel gehetzt. Und gegen alle, die für eine Normalisierung eintreten.

Essay von Najem Wali, F.A.Z am 23. Januar 2021

Ende dieses Monats ist es zehn Jahre her, dass arabische Jugendliche auf die Straßen gingen. Seitdem hat sich vieles in der Region verändert, Regime sind gestürzt, Wahlen haben stattgefunden. Nur eines hat sich keinen Millimeter bewegt: die sture Antinormalisierungshaltung gegenüber Israel, die bei der Mehrheit der arabischen Intellektuellen Tradition und insbesondere bei der älteren, aber in der Kulturszene dominanten Generation ihren festen Platz hat.

Fangen wir mit einem berühmten Fall an: Ende 2010, nur wenige Wochen vor dem Kairoer Frühling, gab das Israelisch-palästinensische Zentrum für Forschung und Information (IPCRI) bekannt, dass es seinen hebräischen Lesern das seltene Privileg bieten wolle, einen damals vieldiskutierten ägyptischen Roman zu lesen. Als dessen Autor sich weigerte, das Buch ins Hebräische übersetzen und in Israel veröffentlichen zu lassen, übernahm ein Freiwilliger die Übersetzung, und das IPCRI wollte sie kostenlos anbieten, um das kulturelle Bewusstsein und das wechselseitige Verständnis in der Region zu erweitern. Der Autor war aufgrund seiner Haltung zu Israel darüber zutiefst frustriert. Er beschuldigte das IPCRI und den Übersetzer der Piraterie und des Diebstahls und reichte eine Beschwerde bei der International Publishers Association ein. Sein gutes Recht. Aber was bedeutet seine gegen jede Normalisierung des arabisch-israelischen Verhältnisses gerichtete Handlung?

Lesung in Bamberg

Sibylle Lewitscharoff und Najem Wali lesen aus ihrem Buch ABRAHAM TRIFFT IBRAHIM – Streifzüge durch Bibel und Koran

Foto: Michael Aust
Foto: Michael Aust

Wenn gleich zwei ehemalige Stipendiat*innen des Künstlerhauses nach Bamberg zurückkehren, um aus einem gemeinsamen Buch zu lesen, ist die Freude groß! Abraham trifft Ibrahim ist eine Essaysammlung um 9 Figuren aus Bibel und Koran, erschienen 2018 bei Suhrkamp. Darin werden Gegensätze und Interpretationsvarianten der biblischen Stoffe sichtbar und als würden die Autor*innen auf musikalischem Grundmotiv improvisieren, schaffen sie ihre Schilderungen dabei neu.

Najem Wali hatte Sibylle Lewitschroff vorgeschlagen, dieses gemeinsame Buchprojekt anzugehen, Koran und Bibel quasi gegenzulesen und Gewichtungsunterschiede sichtbar zu machen.

Foto: Wolfgagn Stahr/DER SPIEGEL
Foto: Wolfgang Stahr/DER SPIEGEL

Die beiden werden am 1. Oktober 2020 in der Villa Concordia in Bamberg endlich wieder bei einer LIVE – Lesung zu erleben sein.

Ort: Internationales Künstlerhaus Villa Concordia
Concordiastraße 28, 96049 Bamberg um 19.00 Uhr
Eintritt frei, Einlass aber nur mit Reservierung.

Hella Mewis ist wieder frei!

Nach fünf Tagen im Schockzustand über Hella Mewis‘ Entführung, fünf Tagen des angespannten Wartens und der Sorge, nun einmal eine freudige Nachricht aus Bagdad: Hella Mewis ist wieder frei! Welche Bedeutung hat ihre Arbeit für die jungen Künstler vor Ort?

Ein Gastbeitrag von Najem Wali,  SPIEGEL online, 25. Juli 2020

Irakische Kulturszene
Auf den ersten Blick herrscht heute Demokratie
Ich kenne Hella Mewis, diese wunderbare Frau, seit 2011, als sie von Kairo nach Bagdad kam, sich in die Stadt verliebte und beschloss, allen Gefahren zum Trotz, zu bleiben. Im Jahr 2015 eröffnete sie dort das „Bait Tarkib“ („Haus der Gestaltung“), ein Zentrum für junge Künstler.

Im Frühling 2014 veranstaltete sie mit mir in der Ruine des ehemaligen Gerichtsgebäudes in der Mutanabbi-Straße die erste Lesung aus meinem Roman „Bagdad Marlboro“, in Deutsch und Arabisch. Ich weiß noch, wie sie auf dem Weg dorthin wegen des dichten Verkehrs aus dem Taxi steigen und zu Fuß weitergehen wollte. Aus Sorge um sie zögerte ich zunächst, denn wir mussten durch ein ärmeres Viertel mit engen Gassen. Doch zu meiner Überraschung kannten die Menschen sie dort. Alte Leute, die vor ihren Häusern in der Sonne saßen, standen auf und begrüßten sie: „Willkommen, Madame!“ In fast allen Bagdader Geschäften und Klubs war Hella bekannt und respektiert. „Sie brauchen keinen Ausweis, Hella ist Ihre ID“, hieß es in meine Richtung von sämtlichen Wachleuten.

Hella Mewis hätte sich nicht schützen können

Deutschlandfunk Kultur, 22. Juli 2020

Ihr Kulturzentrum Beit Tarkib in Bagdad war Anlaufpunkt für junge Künstler und Rebellen. Aus Anteilnahme ist Hella Mewis ihnen auf Demonstrationen gefolgt, sagt der irakische Schriftsteller Najem Wali, ein Freund der entführten deutschen Kuratorin.

Najem Wali im Gespräch mit Marietta Schwarz

Auf eigene Initiative hin hat Hella Mewis in der irakischen Hauptstadt 2015 das Kulturzentrum Beit Tarkib gegründet, erinnert sich der in Berlin lebende Schriftsteller Najem Wali. 1956 im irakischen Basra geboren, flüchtete er 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland. „Hella war in Bagdad verliebt.“ Die beiden kannten sich persönlich. In dem Kulturzentrum habe sie einen Traum verwirklicht.

Saddam Husseins Irak hat mit Corona-Deutschland nichts zu tun. Warum suchen mich dann die Erinnerungen heim?

Wir werden aus diesem globalen Gesundheitsproblem irgendwann mit großen Verlusten herauskommen. Aber die Gesundheit der Welt als Welt bleibt trotzdem in Gefahr. Corona ist ein Test, der täglich die Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Welt offenbart.

Ein Kommentar von Najem Wali in der Süddeutschen Zeitung von 22. April 2020

Ich kenne die Aufrufe. Hüte dich vor dem anderen, dem Fremden. Gehe nicht auf ihn zu, bleibe zu Hause, Tage und Wochen. Und wenn du hinausgehst, sei vorsichtig. Jeder auf der Straße kann gefährlich sein. Meide Freunde und Bekannte, damit sie nicht mit dir in Verbindung gebracht werden können. Du willst nicht, dass sie enden wie du.

Je geringer eure Anzahl ist, desto weniger Gefahr droht euch. Jede Versammlung von mehr als zwei Personen ist gefährlich. Manchmal weckt schon mehr als eine Person Misstrauen. Wenn ihr euch in einem Privathaus oder in einem geschlossenen Klub trefft, müsst ihr damit rechen, dass die Polizei das Haus stürmt, Türen demoliert, euch anschreit, auseinandertreibt oder festnimmt.

Proteste im Irak: Schiiten gegen Schiiten

In der Süddeutschen Zeitung schreibt Najem Wali in einem Gastbeitrag darüber, was die Widerstände im Irak von anderen arabischen Aufständen unterscheidet. Welche Mächte sich einmischen. Und warum die Bewegung zum Scheitern verurteilt ist. (SZ, 7. November 2019)

Aufstand der Jugend - die Unruhen in Bagdad begannen mit Tuktuk-Fahrern und Straßenverkäufern. (Foto: Khalid Mohammed/dpa)
Aufstand der Jugend – die Unruhen in Bagdad begannen mit Tuktuk-Fahrern und Straßenverkäufern. (Foto: Khalid Mohammed/dpa)

Als Erste erhoben sich die Jugendlichen aus den Slums von Bagdad, aus Thawra, Schula, Hurrija. Sie waren Straßenverkäufer und Fahrer von Tuk-Tuks, Motorradtaxis. Die Regierung hatte ihre selbstgebauten Elendshütten niederreißen lassen und den Straßenverkauf verboten, dann schränkte sie die Tuk-Tuk-Routen durch die Stadt ein. Wo und wovon sollten sie leben? Das war Anfang Oktober.

Die Aufständischen besetzten den Tahrir-Platz und andere Flächen der irakischen Hauptstadt, und etwas Seltsames geschah. Bislang galten Straßenverkäufer und Tuk-Tuk-Fahrer als „Schmarotzer“, die vom Chaos profitierten und rote Ampeln überfuhren. Aber nun sang die Presse Loblieder auf die jungen Menschen. Frauen und Männer, Intellektuelle und einfache Bürger priesen ihren Mut, ihre Großzügigkeit und Opferbereitschaft, weil sie heldenmütig die Verletzten ins Krankenhaus brachten.

Kulturgeschichten

„Krieg ist nicht nur Streit an den Fronten. Der Krieg hinterlässt Spuren in der Gesellschaft und in der Natur“, mahnte Najem Wali bei seiner Lesung zur Veranstaltungsreihe „kulturgeschichten“ der Konrad-Adenauer-Stiftung im Kreuzberger Stadtlabor „B-Part“.  
Copyright: KAS Juliane Liebers
Najem Wali bei seiner Lesung (©KAS Juliane Liebers)

„Für Iraker bin ich ein Deutscher“, schmunzelte der Schriftsteller. Seit nun beinahe vier Jahrzehnten lebt er in Deutschland, obwohl er als junger Mann nie für möglich gehalten hatte, dass ihm die Flucht vor dem Krieg einmal das Leben retten und er hier eine neue Heimat finden würde. Lange hegte er den Wunsch von einem Studium im Ausland, doch würde er immer wieder in die Heimat zurückkehren, so Wali. Denn eigentlich träumte der im irakischen Basra geborenen Schriftsteller, einziger Sohn der Familie, seit Kindertagen von einer schönen Stadt namens Bagdad. Seine Familie, Tanten und Onkel – alle waren sie fasziniert von diesem so geheimnisvollen Ort. Und sein Vater schien einer der wenigen Abenteurer zu sein, „ der Einzige mit einem Schlüssel zu den Toren dieser Welt“, erklärte sich Najem Wali. Oft sei sein Vater weit gereist und mit unglaublichen Geschichten über Bagdad wieder nach Hause zurückgekehrt

Engagiert euch!

Najem Wali kurz vor seinem Abschlussvortrag  | Foto: Mudam Luxembourg
Najem Wali kurz vor seinem Abschlussvortrag | Foto: Mudam Luxembourg

GESPRÄCHE ÜBER KULTUR, GESELLSCHAFT, POLITIK UND UMWELT

Am frühen Abend des 31. Januar 2019 versammelte sich ein internationales Publikum im MUDAM, dem luxemburgischen Museum für Moderne Kunst. In rund 30 offenen Diskussionsveranstaltungen konnten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Nacht der Ideen in Rundtischgesprächen aus den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Politik und Umwelt einbringen. Bekannte Persönlichkeiten, wie die französische Kriegsreporterin Florence Aubenas, der irakisch-deutsche Publizist Najem Wali und Camille de Toledo, Schriftsteller und Gründer der kuratorischen Plattform Mittel-Europa, aber auch Expertinnen und Experten aus der Großregion Luxemburg stellten sich vielschichtigen Fragen.

Round Table mit Najem Wali moderiert von Diane Krüger
Round Table mit Najem Wali moderiert von Diane Krüger

„Wir versuchen zu verstehen, wie sich die Politik auf die Literatur auswirkt und die Literatur wiederum ein Lehrstück für die Politik bildet“, beschrieb Alexis Nuselovici (Nouss) die Wechselwirkung zwischen Literatur und Politik. Ein Ansatz, den der irakisch-deutsche Publizist Najem Wali im Sinne einiger Exilschriftsteller der letzten Jahrhunderte in seinem Abschlussvortrag fortführte: „Da, wo Herrschaft ist, ist auch Verbannung.“ Weiterhin zitierte Wali den kolumbianischen Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez: „Belletristik ist revolutionäres Schreiben.“ Man dürfe Literaten nicht trauen, die ihr Land rühmen. Sein Fazit: „Literatur kann nicht anders, als sich gegenüber der Gegenwart in Sarkasmus zu üben.“

Zu dieser dritte Auflage der NACHT DER IDEN luden das Institut Pierre Werner, das Mudam, das Institut français und das Goethe-Institut mit Unterstützung des deutsch-französischen Kulturfonds zu 30 offenen Diskussionsrunden ein.

Die Nacht der Ideen

Najem Wali ist zu der NACHT DER IDEEN eingeladen, eine Veranstaltung, die bereits in über 100 Städten rund um den Globus organisiert wurde und in diesem Jahr am 31. Januar 2019 im Mudam, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg, stattfindet. Das Thema dieses Jahres lautet: „Face au présent – Der Gegenwart gegenüber”. Als gemeinschaftliches Projekt des Institut français du Luxembourg, des Institut Pierre Werner und des Institut français Saarbrücken bietet dieser Abend eine Gelegenheit, gemeinsam über den Begriff des Engagements nachzudenken und sich auszutauschen.

Wie kann man, als Einzelner oder in der Gemeinschaft, dem begegnen, was unsere Zeit von uns verlangt? Was bedeutet es, angesichts der Krisen und großer Dringlichkeiten „engagiert” zu sein? Welche Formen von Engagement gibt es in Luxemburg, in der Großregion und auf internationalem Niveau? Wer ist es, der sich engagiert, und warum entscheiden sie sich für ihr Engagement?

„Eine Stunde Schönheit“

Literatur von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten

Diese viertägige Veranstaltungsreihe zur Frankfurter Buchmesse in der Katharinenkirche an der Hauptwache haben sich Jurymitglieder des „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ ausgedacht. Schön, im Sinne von hübsch, nett, erfreulich sind diese Texte aber nicht. Sondern eher nachdenklich bis melancholisch, wütend bis brennend, – sie gehen unter die Haut. „Wir wollen daran erinnern, wie notwendig Literatur gerade in Krisengebieten ist: kraft ihrer Menschlichkeit und der darin vermittelten Werte“, sagt Martin Schult, geschäftsführender Sekretär des Friedenspreises. „Genau darin sehen wir die Schönheit.“ Stadtpfarrer Olav Lewerenz war von Anfang an für diese Stunde zu begeistern und hat die Katharinenkirche gerne zur Verfügung gestellt.

Najem Wali liest aus "Wölfe in der Nacht. 16 Geschichten aus Kuba" von Ángel Santiesteban. Der gefeierte Autor seines Landes erhielt Publikationsverbot aufgrund regimekritischer Äußerungen.
Najem Wali liest aus „Wölfe in der Nacht. 16 Geschichten aus Kuba“ von Ángel Santiesteban. Der gefeierte Autor seines Landes erhielt Publikationsverbot aufgrund regimekritischer Äußerungen.
Jennifer Clement, Autorin und Präsidentin von P.E.N International liest aus "Das Testament", ein nachdenklicher, zärtlicher, humorvoller Text des ukrainischen Schriftstellers und Regisseurs Oleg Senzow, der eine 20-jährige Haftstrafe in Sibirien absitzt, weil er gegen die Annexion der Krim protestiert hat.
Jennifer Clement, Autorin und Präsidentin von P.E.N International liest aus „Das Testament“, ein Text des ukrainischen Schriftstellers und Regisseurs Oleg Senzow, der eine 20-jährige Haftstrafe in Sibirien absitzt, weil er gegen die Annexion der Krim protestiert hat.

Die Idee ist ja auch nicht schlecht. Und im Rahmen von „Open Books“, dem Literaturfest zur Buchmesse, auch etwas Besonderes. Denn von den 180 Autoren, die jetzt über 5 Tage – übrigens kostenlos – an mehreren Orten in der Innenstadt lesen, sind die meisten deutsch mit ein paar dem diesjährigen Schwerpunktland Georgien geschuldeten georgischen Ausnahmen. Aber Texte von Autorinnen und Autoren etwa aus China, aus Kuba, Tibet, Israel, dem Senegal oder Pakistan sind eben nur abends in der Katharinenkirche zu hören. Einer schöner Akt der Solidarität, der dieser Literatur Gehör verschafft und den Zuhörenden Vorstellungswelten aus ganz anderen Teilen der Welt näher bringt, zum Teil ungewöhnliche literarische Bilder aufleben lässt und das Verständnis dafür vertieft, dass Literatur nicht überall in Frieden und Freiheit gehört werden kann.
Text und Fotos von Stephanie von Selchow

Vom Widerstand einer Frau gegen die Schikanen ihrer Heimat

100Verbote und Zwangsheirat: Eine junge Frau rebelliert gegen das saudi-arabische Patriachat

Buchbesprechung zu SARAS STUNDE von Ulrike Baureithel
Der Tagesspiegel, 27. Juli 2018

Walis Heldin ist eine jener unerschrockenen Frauen in der arabischen Welt, von denen der Autor sagt, sie „kämpfen mit einem Körper aus Glas gegen den Stein“. Insbesondere in der Ostprovinz, wo die saudischen Mädchen durch die Folgen des Golfkriegs mit den freier erzogenen Flüchtlingsfrauen aus Kuwait in Kontakt kommen, erhebt sich Widerspruch. Sara fühlt sich zum Entsetzen ihres Vaters zu einem Handwerker hingezogen, eine Unmöglichkeit in der sozial extrem segregierten und hierarchischen saudischen Gesellschaft. Wali entwirft ein differenziertes Bild der saudisch-arabischen Gesellschaft. Eingebettet in die turbulenten Ereignisse seit 1980, die den Krieg ins eigene Land tragen, hat Saras Schicksal etwas Exemplarisches.
Die ausführliche Rezension lesen Sie HIER

„In arabischen Ländern bin ich so starken Frauen begegnet“

Najem Wali im Interview mit Renée Reif über seinen neuen Roman SARAS STUNDE, Saudi-Arabien, Stellvertreterkriege und das Märchen als Erzählform. Der Standard, 16. Juni 2018
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foto: cp-pictures

STANDARD: Sara ist von Geburt an etwas Besonderes. Doch will sie nur ein selbstbestimmtes Leben führen. Ist das in Saudi-Arabien bereits etwas Besonderes?

Wali: Es ist nicht meine Absicht, saudische Frauen zum Mord aufzurufen. Mein Wunsch ist, dass alle Frauen so stark sind wie Sara, ihren Willen durchzusetzen. Ich kenne solche starken Frauen. In Saudi-Arabien und in anderen arabischen Ländern bin ich ihnen begegnet. Auch wuchs ich selbst in einer Familie starker Frauen auf. Ich hatte 13 Tanten, und ich weiß, wie stark sie alle waren.

STANDARD: Was treibt Saras Onkel als Tugendwächter an? Sexuelle Frustration kann es bei seinen vielen Frauen doch nicht sein.

Wali: Es ist der Wunsch, mächtig zu sein. Männer wie Saras Onkel wuchsen in dieser rigid konservativen Gesellschaft auf. Sie haben den Wahhabismus verinnerlicht, und sie gewinnen Macht durch ihn. Darum wird Saras Onkel immer fanatischer. Der Wahhabismus ist nicht nur eine Auslegung des Koran, der eine bestimmte Lebensweise vorschreibt. Er bildet auch die Ideologie des saudischen Staates. Muhammad ibn Saud schloss Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit al-Wahhab. Er unterstützte die Verbreitung von dessen Lehre und erhielt im Gegenzug die religiöse Rechtfertigung für seine Expansionsbestrebungen. So konnte der einst kleine Stadtstaat die ganze Arabische Halbinsel unter seine Herrschaft bringen.

STANDARD: Hat dieses Bündnis heute noch diese Bedeutung?
Das ausführliche Interview lesen Sie HIER

Beginnt so die echte Intifada der Frauen?

In seinem Roman Saras Stunde erzählt Najem Wali von einem Aufstand der Frauen in Saudi-Arabien. Nun scheint die Wirklichkeit seine Fiktion einzuholen.

Najem Wali im Feuillton der FAZ, 19. Juni 2018
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„(…) Als ich anfing, den Roman „Saras Stunde“ zu schreiben, begannen Fiktion und Fakten sich zu vermischen. Meine Sara – die Frau, deren Geschichte ich schrieb – ist teilweise realistisch gestaltet, aber sie enthält auch viel Fiktion, weil diese Sara ein Gesamtbild aller Frauen, die ich getroffen und deren Geschichten ich gehört habe, verkörpern sollte: Sie sind Frauen mit einem Körper aus Glas im Kampf gegen Stein in Saudi-Arabien, dem Königreich der Finsternis. In einem solchen Land, in dem die Wirklichkeit selbst grotesk und surreal ist, in dem eine Behörde tatsächlich den Namen „Behörde für die Verbreitung der Tugendhaftigkeit und für die Verhinderung von Lastern“ trägt, wo es Frauen nicht erlaubt ist, ihr Gesicht zu zeigen, Auto zu fahren, ein eigenes Konto einzurichten, über eine Kreditkarte zu verfügen und ohne Begleitung eines männlichen Verwandten (mindestens) zweiten Grades ins Ausland zu reisen oder einen Mann aus einfachen Verhältnissen zu lieben, zu heiraten, in einem derartigen Land kann Realismus nicht die Sprache der Literatur sein. Es muss in phantastischer Form erzählt werden. Nicht nur über diese eine junge Frau namens Sara, die den Aufstand wagt, sondern auch über andere Frauen, die so sind wie sie. Die Geschichte wird zu einer Art Märchen, das mit einem Mord als einzig denkbare Lösung beginnt und mit einer Intifada von Frauen endet.
Seit dem 19. Mai 2018 ist die in „Saras Stunde“ erfundene Intifada der Frauen keine Fiktion mehr. An diesem Tag berichteten Nachrichtenagenturen von der Verhaftung mehrerer Frauen in Saudi- Arabien, darunter: Loujain al-Hathloul, Iman al-Nafjan und Azziza al-Youssef. (…)“ Den ganzen Artikel lesen Sie HIER

Aufstand gegen den Tugendzwang

Sara ist keine politische Aktivistin, sie will keine großen Umwälzungen. Sie möchte „nur“ ein selbstbestimmtes Leben führen – in Saudi-Arabien auch eine Art von Revolution.

Alles in Saras Welt ist streng geregelt und vorgegeben. Jeder hat seine Aufgaben zu erledigen, seine Rollen auszufüllen, seine Grenzen einzuhalten. Innerhalb dieses Regelwerks hat Sara sich zu bewegen und ihr Leben zu arrangieren. In „Saras Stunde“ erzählt der Autor Najem Wali vom stillen Aufbegehren einer jungen Frau in Saudi-Arabien gegen die Scheinheiligkeit der Männergesellschaft.

DIE PRESSE, 26. Mai 2018
Die ganze Buchbesprechung von Irene Zöch finden Sie HIER

Die Fatwa ist passé

Wie wäre es, wenn der Iran die Fatwa gegen Rushdie annulierte? Najem Wali in der iranischen Botschaft.

Von Najem Wali
Süddeutsche Zeitung, 24. Mai 2018
Seit geraumer ZeitSeit geraumer Zeit schon trug ich mich mit der Idee, und seit sich die Fronten verhärteten, ja den ganzen Weltfrieden in Gefahr gebracht haben, wurde es Zeit zu handeln. Ich musste den iranischen Botschafter in Berlin treffen, ihn überzeugen, ohne dass er mich für einen Wahnsinnigen hält, und er musste die Idee an seine Regierung in Teheran weiterleiten: Iran soll die Fatwa gegen Salman Rushdie aufheben.

Doch wie anfangen? Ich beschloss, erst einmal den irakischen Botschafter aufzusuchen. Nur er konnte mir einen Termin bei seinem iranischen Amtskollegen verschaffen. Die Beziehungen zwischen Bagdad und Teheran sind derzeit sehr eng. Außerdem sind die Botschaften in Berlin fast Nachbarn. Der irakische Botschafter enttäuschte mich nicht und organisierte den Termin, obwohl ich ihm nicht einmal verraten hatte, worum es ging. Nur das erfuhr er von mir: Ich wollte einen Vorschlag beim iranischen Botschafter vorbringen, einen Vorschlag kultureller Natur.

Najem Wali und Sibylle Lewitscharoff im SPIEGEL – Gespräch

Najem Wali und Sibylle Lewitscharoff reden über das Kreuz, die Vollverschleierung – und die letzten Fragen sowieso.
Foto: Wolfgagn Stahr/DER SPIEGEL
Foto: Wolfgang Stahr/DER SPIEGEL

Die beiden ha­ben für ihr Buch »Abra­ham trifft Ibra­him. Streif­zü­ge durch Bi­bel und Ko­ran« neun Ge­stal­ten aus­ge­wählt, von Eva, Abra­ham und Mose über Lot, Hiob, Jona, Kö­nig Sa­lo­mo, die Jung­frau Ma­ria bis zum Teu­fel(*). De­ren Ge­schich­ten ge­hen sie ab­wech­selnd aus je ei­ge­ner Sicht nach. Ihr li­te­ra­risch-phi­lo­so­phi­scher Dia­log zwi­schen den Welt­re­li­gio­nen be­rührt die ewi­gen Mensch­heits­fra­gen Schuld und Ge­rech­tig­keit, Stra­fe und Er­bar­men, Ge­walt und Ver­söh­nung eben­so wie die Kri­sen un­se­rer Zeit.
DER SPIEGEL 19/2018. Das ganze Gespräch lesen Sie HIER

„ABRAHAM trifft IBRAHIM“

BERLINER Buchpremiere! Sibylle Lewitscharoff und Najem Wali präsentieren ihr Buch Abraham trifft Ibrahim. Streifzüge durch Bibel und Koran (Suhrkamp) am 9. Mai 2018 um 20.00 Uhr im Literaturforum im Brecht-Haus.

Cover Abraham

Von Abraham bis Eva, von Moses bis zum Satan: Neun Figuren aus Bibel und Koran haben die sprachmächtige Religionswissenschaftlerin Sibylle Lewitscharoff und der irakisch-deutsche Autor Najem Wali, »ein Freigeist und Moralist gleichermaßen« (Deutschlandfunk), ausgewählt. Deren Geschichten gehen die beiden aus ihrer je eigenen Sicht nach, temperamentvoll, engagiert, auch augenzwinkernd. Mit dem geplagten Hiob fragen sie nach der göttlichen Gerechtigkeit, mit Jona, dem ängstlichen Wal-Reisenden, nach Mut und Toleranz und berühren mit ihrem Dialog zwischen den Weltreligionen  die Krisengebiete unserer Zeit.

9. Mail 2018 um 20.00 Uhr
Literaturforum im Brecht-Haus
Chausseestraße 125, 10115 Berlin
Einlass ab 19:00 Uhr. (Eintritt: € 5,-/erm. € 3,-)

SARAS STUNDE auf Bestsellerliste Nummer 1

IJamalonm arabischen Raum gibt es diverse Onlineseiten zum Bücherverkauf, die größten heißen www.neelwafurat.com (Nil und Euphrat) und www.jamalon.com (Jamalon). Bei beiden steht SARAS STUNDE (Originaltitel ITHM SARA – SARA´S SIN) ganz oben auf der Bestsellerliste. Endlich im Reich der Bestsellerautoren! Und mit was für einem Roman? Einem Roman über eine rebellische Frau. Das zeigt, wie weit die arabische Gesellschaft durstig ist nach solchen Themen, nach solchen Frauen…

„Nur Frauen verändern dieses Unrecht.“

Im Interview mit den Salzburger Nachrichten erläutert Najem Wali seine Sicht auf die Sünde der Protagonistin seines neuen Romans SARAs STUNDE und versichert: „Ich plädiere nicht dafür, dass sie morden soll. Aber ich bin auf ihrer Seite.“

Das Interview führte Hedwig Kainberger
Salzburger Nachrichten, 13. April 2018

SN: „Saras Stunde“ erzählt über Veränderungen in Saudi-Arabien in den letzten drei Jahrzehnten.
Najem Wali: Es geht nicht allein um Saudi-Arabien, sondern um jede strenge Gesellschaft und die Situation der Frauen sowie um den Willen einer Frau, sich durchzusetzen. Es könnte auch ein anderes despotisches Land sein – ein anderer Golfstaat, ein anderes islamisches Land wie Afghanistan, vielleicht sogar in Europa. Saudi-Arabien ist ein starkes Beispiel, daher handelt der Roman dort. Ich will aber die Namen der Frauen, die in meinem Roman vorkommen, nicht nennen, denn sie leben dort.
SN: Wäre das zu gefährlich?
NW: Ja. Und ich traue, den Machthabern dort nicht.
Das ganze Gespräch lesen Sie HIER

Bittere Wirklichkeit in Saudi-Arabien

Najem Wali hat mit SARAs STUNDE wieder einen fulminanten, wunderbar erzählten Roman geschrieben, der die aktuellen Ereignisse, das scheinbare Tauwetter in Saudi-Arabien besser verstehen hilft.“

Buchtipp von Mario Scalla, hr2-kultur, Kulturfrühstück, 5. 4. 2018
In SARAs STUNDE wechselt Najem Wali den Schauplatz, verlässt den Irak, Land seiner Geburt und bevorzugter Ort seiner Romane, und führt uns nach Saudi-Arabien. Die Widersprüche treten zutage – Alt gegen Jung, Geschäft gegen Religion, Mann gegen Frau. Die ganze Rezension hören Sie HIER

Im Reich der Leserschaft

Bagdad, Erbil, Duhok. Najem Wali präsentierte SARAs STUNDE auf arabisch und deutsch bei mehreren Veranstaltungen im Irak.

Von Bagdad aus organisierte Thomas Koessler, Direktor des Goethe Instituts Irak, eine wunderbare Lesereise in den Norden des Landes. Wir hatten gelungene Veranstaltungen im Café Citadel und dem Dolce Vita Café in Erbil, sowie im Schriftstellerverband in Duhok mit tollem Publikum. Überall konnte ich mit großer Freude feststellen, wie viele Fans meine Bücher im Irak haben, und dass mein Publikum zu gut achtzig Prozent aus selbstbewussten, interessierten Leserinnen besteht. Die Begegnungen und Gespräche waren für mich ein Fest!

SARAs STUNDE in Bagdad

Signierstunden für Najem Walis neuen Roman SARAs STUNDE in der Al-Mutanabbi Straße, der Buchhändlerstraße, und ein paar Tage später auf der Bagdader Buchmesse. Was für ein Erlebnis!

Mein engagierter, neuer Verleger Mohammed Hadi vom Verlag Daralrafidain hat es gewagt und SARAs STUNDE veröffentlicht. Seine Rechnung ging auf. Nie hätte ich gedacht, dass die Leute Schlange stehen, um sich meine Bücher signieren zu lassen und mit mir zu sprechen. Das Bagdader Lesepublikum entpuppte sich als freundlich und liebevoll, informiert und kauffreudig und – zu fast achtzig Prozent als weiblich. Ich war überwältigt, von dem Ansturm und der Begeisterung einer bis lang nicht gekannten Fangemeinde in dieser Stadt, die jeden immer wieder überraschen kann.

21. März 2018, Bagdad

Welttag der Poesie

Irakisches MuseumDas Irakische Museum in Bagdad. Wer hat die Bilder vom April 2003 vergessen? Die US Marines marschieren durch Bagdad. Vergessen ist, dass beinhae zur selben Zeit andere Horden das Irakische Museum plünderten und zerstörten. Und jetzt findet dort am Welttag der Poesie eine Veranstaltung statt: mit Najem Wali, Asmus Trautsch und den Musikern Murat und Jamal von Inanna.

Ein wunderbares Ereignis und ein tolles waches und neugieriges Publikum, das nicht aufhören wollte zu diskutieren nach dem Lesungskonzert. Fragen wie: Welchen Einfluss hat die jüngere arabische Geschichte auf die deutschsprachige Gegenwartslyrik, ob man deutsche Gedichte auch singen könne, wie sich europäische und arabische Dichtungstraditionen in ihrem Verhältnis zur Musik unterscheiden, ob die historische Referenzperson in einem Gedicht sich zum Widmungsträger wie Henker zu Opfer verhält… Najem Wali übersetzte geduldig und nach der langen Veranstaltung gingen die Fragen weiter, der Kontaktaustausch, die gegenseitige Neugier. Danke, Menschen von Bagdad! Danke Hella Mewis, Thomas Koessler from Goethe Institut and all our partners here for the great organisation!

Literaturkritik: Tugendterroristen

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foto: cp-pictures

„Dieses Mädchen macht mir Angst“, sagt der Vater in Najem Walis Roman SARAs STUNDE über seine Tochter. Die Geschichte eines gerechten Mordes.
Literaturkritik in DER SPIEGEL 9/2018
von Lothar Gorris

Der Schriftsteller Najem Wali ist eine Art Satellit der arabischen Literatur, eine Stimme, die hinunterfunkt in eine Welt der Ungerechtigkeit. Anfang der Achtzigerjahre flüchtete er nach Deutschland. Seine Bücher schreibt er auf Arabisch. Fast alle wurden zuerst von seinem Verlag in Beirut veröffentlicht und erst später ins Deutsche übertragen. Ein Autor der arabischen Postmoderne, der sich selbst in seinen Büchern auftreten lässt und in orientalischen Schlaufen erzählt. Vor allem ist Wali ein Autor, der den Tabubruch sucht. SARAs STUNDE ist ein einziger Tabubruch. Die ausführliche Literaturkritik lesen Sie HIER

Die Angst vor dem Schrei

Ein weiter Weg: Najem Wali erzählt von „Saras Stunde“

F.A.Z. – Literatur und Sachbuch, 06.03.2018 100
von Lena Bopp

Zuletzt war aus Saudi-Arabien manch Gutes zu hören. Vom kommenden Sommer an soll es Frauen erlaubt sein, Auto zu fahren. Fürs Frühjahr wurde die Eröffnung des ersten Kinos angekündigt. Und schon vor einigen Wochen trat die libanesische Sängerin Hiba Tawaji beim ersten Popkonzert für Frauen in Riad auf. MBS, wie der Kronprinz Mohammed Bin Salman genannt wird, scheint es ernst zu meinen mit der angekündigten Modernisierung des Landes, die neben wirtschaftlichen manch heikle gesellschaftliche Felder betrifft.

Hierzulande erscheint in diesen Tagen allerdings ein Roman, der den guten Nachrichten aus Saudi-Arabien misstraut. Najem Wali, 1956 im Irak geboren und in den achtziger Jahren nach Deutschland ausgewandert, hat mit „Saras Stunde“ ein Buch geschrieben, in dem Saudi-Arabien als jenes „Königreich der Finsternis“ beschrieben wird, von dem spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September viel die Rede war. Mag sein, dass seine Protagonistin Sara auf eine Schule gehen darf, in der die Mädchen von den Jungen zumindest in den ersten Schuljahren nicht getrennt sind. Und dass man ihr gestattet, mit ihrer Freundin Alhanuf durch das Loch im Schulhofzaun zu entwischen, um sich im benachbarten Garten niederzulassen. Aber all die Nachsicht, die Saras Vater, ein im Kuweit-Krieg zu Reichtum gekommener Spediteur, seiner Lieblingstochter gewährt, schützt sie nicht vor den konservativen Kräften in ihrem Land…