Die Anschläge trafen Orte, an denen junge Leute und Familien das Leben feiern. Der Wahhabismus sollte auf die Terrorliste der UN gesetzt werden.
von Najem Wali
TAZ am 20. Juli 2016
Eine weitere blutige Samstagnacht. Fast könnte man meinen, die Attentäter von Anfang Juli im Irak hätten zwei Hauptstädte vereinen wollen: Paris und Bagdad, zwei Hauptstädte, die Tausende von Kilometern trennen und die jetzt in Unglück und Blut vereint sind. 130 Tote und 383 Verletzte, so die Schreckensbilanz der Angriffe von Paris, 250 Tote und mehr als 220 Verletzte, dies das fürchterliche Ergebnis des Anschlags von Bagdad. Und das, bevor die Terroristen 12 Tage später einen weiteren blutigen Anschlag ausübten. Diesmal in Nizza, Bilanz: 85 Tote, zahlreiche Verletzen, Tendenz steigend.
Terror, Tod und Morde sind schwer miteinander zu vergleichen. Aber was sich in der Samstagnacht des 2. Juli in Bagdad ereignet hat, zwei Tage vor Ende des Fastenmonats Ramadan, quasi als Feiertagsgeschenk an die Iraker, muss uns andere blutige Ereignisse in Erinnerung rufen, die andere Städte auf der Welt heimgesucht haben, an erster Stelle Paris. Noch bevor der Anschlag in Nizza erfolgte, oder der Anschlag von Brüssel zuvor.
Und das nicht nur, weil der Anschlag von Bagdad der bislang schwerste in diesem Jahr war, und nicht nur aufgrund der Vielzahl von Opfern, die zumeist sehr jung und in ihren Zwanzigern waren, oder der Läden und Fahrzeuge, die in der Nähe des Explosionsortes in Flammen aufgingen, sondern vor allem wegen des von den Tätern gewählten Ziels: das Stadtviertel Karrada mit seiner von Einkaufspassagen gesäumten Hauptstraße.
Hier befindet sich eine der größten Shoppingmalls von Bagdad, das Al-Laith-Center, eine dreigeschossige Passage nach europäischem oder amerikanischem Vorbild. Sie war immer gut besucht und beherbergte ein internationales Angebot an Markenartikeln, ausgefallene Boutiquen, Parfümerien, Geschäfte für Haushaltsartikel, Taschen, Schuhe – einfach alles, wonach das Herz begehrt, Spielmöglichkeiten für Kinder und eine Vielzahl moderner Restaurants und Cafés inbegriffen.
Plastiksprengstoff des „IS“
Die verheerend große Zahl von Opfern in Bagdad nimmt von daher nicht Wunder. Sie fielen dem sogenannten C4-Sprengstoff zum Opfer, ein Plastiksprengstoff, von dem die Terroristen bei ihrer Schreckenstat mutmaßlich eine halbe Tonne verwendeten.